Thursday, 18. September 2014, 9:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Thursday, 18. September 2014, 9:52 von JudithF..)
Da ich denke, dass das Thema für Interessierte im meinem anderen Thread schwer zu finden sein dürfte, hab ich das Ganze noch etwas überarbeitet und hier in Form einer Artvorstellung, bzw. eines kleinen Haltungsberichtes unter passendem Titel hier neu eingestellt. Los gehts:
Die Martinique-Baumvogelspinne
Vor über einem Jahr kamen in winzigen Fotofilmkapseln in einem Schnipsel feuchten Küchenpapier drei, wenige Millimeter kleine, quietschblaue Fussel per Paket angereist, es handelte sich um drei Spiderlinge in der 1. bis 2. Fresshaut der schönen, sehr farbenfrohen und daher durchaus populären Art Vogelspinnenart
Avicularia versicolor.
Inzwischen sind diese zu etwas drei cm Körpergröße (Ohne Spinnwarzen und Chelizeren) herangewachsen, haben ständig Hunger und ihr blaues Jugendkleid gegen die Adultfärbung beinahe vollständig eingetauscht.
Das Umfärben setzt etwa ab der 6. Fresshaut ein, sind Jungtiere noch meerblau gefärbt mit leicht dunkel abgesetzter Tigerzeichnung auf dem Ophistosoma (Hinterleib), so stehen adulte Tiere ihrem Nachwuchs in puncto Farben absolut in nichts nach:
Die Farben reichen von metallisch glänzendem Flaschengrün über Tieflila mit schwarzen Konturen an Beinen und Tastern bis hin zu leuchtenden Orange, Rot, Pinktönen, die sich hauptsächlich auf die flauschigen Stellen des Hinterleibs erstrecken, auf dem auch ein irisierender, ovaler grünlich metallisch glänzender Fleck, genannt Spiegel zu erkennen ist.
Die Art wurde bisher auf den Karibikinseln Guadeloupe und v. A. Martinique nachgewiesen, was ihr den Trivialnamen 'Martinique-Baumvogelspinne' einbrachte, der auch gleich auf die eigentlich rein aboreale Lebensweise hinweist, weswegen man die Art in einem Regenwald HOCHterrarium pflegen muss, für adulte Tiere sollten hier mindestens die Maße 30 x 30 x 40 (l, b, h) gewählt werden, Jungtiere lassen sich in hohen Tupperdosen mit Gazebespannung gut vorziehen, bis sie groß genug sind, sich im Endterra nicht mehr zu verlieren; auch um zu gewährleisten, dass ausreichend Futter erbeutet wird.
Da adulte Exemplare eine relativ hohe LF von 75 bis 85% benötigen, ist auf gute Durchlüftung zu achten, Stickluft wird sehr schlecht vertragen.
Bei Spiderlingen wird deswegen die LF deutlich niedriger angesetzt, da diese sonst wohl öfter mal vom Ast kippen.
Echte Pflanzen, sowie hochkant aufgestellte Korkröhren kommen der baumbewohnende Lebensweise sehr entgegen, da die Spinnen dort auch ihre röhrenförmigen Wohngespinste anlegen, in die sie sich die meiste Zeit des Tages und während Häutungen zurück ziehen (und wohl auch zur Betreuung eines Kokons), jedoch trifft man gelegentlich auch hungrige Tiere des Tages zur Jagd an.
Die Beschaffenheit des Bodengrunds ist zweitrangig, da sich die Spinne ohnehin nicht dort aufhält, billiger Kokoshumusziegel ist ebenso geeignet wie ein Torf-Sandgemisch, Blumenerde oder Rindenmulch, empfehlenswert ist es aber, eine kleine Population tropischer, weißer Asseln einzubringen, die als Gesundheitspolizei und Puzkolonne für Liegengebliebenes fungieren.
Wie viele neuweltliche VS Arten zählen auch diese hübschen Tierchen, die eine Endgröße von ca. sechs cm erreichen können, zu den Bombadierspinnen, was sich auf die Fähigkeit der Tiere bezieht, bei Gefahr die längeren Haare, Brennhaare genannt, am Abdomen abzustreifen und dem Angreifer entgegen zu schleudern, bevor sie in letzter Instanz schließlich zubeissen.
Grundsätzlich vermeiden die Tiere aber jede Konfrontation mit dem Menschen und treten meistens schnell den Rückzug in das schützende Wohngespinst an. Sollte es zu einem Biss kommen, stellt dies keine Gefahr für Leib und Leben dar und ist in etwa mit dem Stich einer Wespe zu vergleichen.
Trotzdem sollten die Tiere so wenig wie möglich gehandelt werden.
Gefressen wird alles, was überwältigt werden kann, jedoch nur Tiere "mit Beinen", vor Wurmfutter scheinen sich unsere Avicularia versicolor regelrecht zu "ekeln".
Gefüttert werden sollte soviel, bis in etwa der Hinterleib (Ophistosoma) ein einhalb mal der Größe des Vorderleibs (Prosoma) entspricht. Bei mehr Umfang steigt das Risiko einer Verletzung des nur durch eine dünnen Haut geschützten Hinterleibs, bei einem Sturz oder Ähnlichem.
Zum Fressvorgang selbst:
Die Beute, wird, sobald sie über Schwingungen registriert wurde, mit einem Satz überwältig und mittels Giftbiss durch die Chelizeren abgetötet und durch den potenten Cocktail innerlich zersetzt und durch die von leuchtend roten Haaren gesäumte Mundöffnung flüssig, weil vorverdaut aufgenommen. Um zu verhindern, dass die Beute zerfällt, wird sie mit einigen Fäden zusammengehalten.
Am Ende des Fressvorgangs bleibt eine trockene, kugelförmige Panzerrest übrig und ein glasiger Tropfen ist am Labium der Spinne zu erkennen, da sie Verdauungssekret erbricht, um die Reuse zu reinigen.
Jungtiere von unter einem cm haben keine Schwierigkeiten, doppelt so große Heimchen zu erledigen, in dem sie sich, die Beute fest in den Klauen, auf den Rücken drehen, bis erste Lähmungserscheinungen beim Opfer einsetzen, um zu verhindern, dass die Beute mit dem Angreifer noch herumlaufen oder sich womöglich zur Wehr setzen kann.
Während der Häutungsphase, einschließlich der unmittelbaren Vorbereitungszeit, wird keine Nahrung mehr angenommen. Verbliebene Futtertiere sollten entfernt werden, da ein mögliches Risiko des Anfressens durch die immer hungrigen Futtertiere besteht, die Vogelspinne ist während der Häutung relativ wehrlos, obwohl die Gefahr bei dem baumbewohnenden Avicularia nicht allzu groß ist, ziehen sie sich doch in fest versponnene Röhren, oben in Pflanzen oder Geäst zurück und sind für die Futtertiere somit nur schwer zu erreichen, im Gegensatz zu Arten, wie z. B. C. cyaneopubescens oder diverse Brachypelmen, die sich auf dem Rücken liegend auf dem Boden häuten.
Wasser nehmen die Tiere nur in Form von aufgesprühten Tropfen im Gespinst auf, Wassernäpfe werden m. E. ignoriert, bzw. nicht als solche wahrgenommen.
Gehalten werden unsere Süßen bei ca. 27° C tagsüber und bei ca. 22, 23° C nachts..
Adulte Männchen dieser Art weisen keine Tibiaapophysen auf (Schienbeinhäkchen, um die Beißklauen des W bei der Paarung auf Distanz zu halten), was die Unterscheidung erschwert.
Am einfachsten und sichersten ist die Bestimmung anhand einer eingeweichten Exuvie unter Zuhilfenahme eines Mikroskopes.
Informationen und Anleitungen zur allgemeinen Geschlechtsunterscheidung bei Vogelspinnen sind im Internet reichlich zu finden, es würde zu weit gehen, hier darauf ein zu gehen, zumal meine Erfahrungen hierzu auch recht beschränkt sind.
Ein empfehlenswerte, bemerkenswert hübsche Vogelspinnenart, für alle, die was Flauschiges in Farbe (und buunt! (-; ) suchen, nachdem ich sie bislang nicht kaputt gemacht habe, wohl auch anfängertauglich; es war die erste, von uns gepflegte Vogelspinnenart.
Die Tiere unterliegen keinerlei Auflagen des WA und müssen daher nicht gemeldet werden.
Hoffe, ich hab die Hübschen würdig vertreten, vielleicht lässt sich der Eine oder Andere von meiner Begeisterung anstecken.. :-)
![[Bild: f610475020b9c26c91700007f1fb8755.jpg]](http://tapatalk.imageshack.com/v2/14/09/18/f610475020b9c26c91700007f1fb8755.jpg)
![[Bild: 717665c247e06b2f817c3f8c2e88b17d.jpg]](http://tapatalk.imageshack.com/v2/14/09/18/717665c247e06b2f817c3f8c2e88b17d.jpg)
Die Martinique-Baumvogelspinne
Vor über einem Jahr kamen in winzigen Fotofilmkapseln in einem Schnipsel feuchten Küchenpapier drei, wenige Millimeter kleine, quietschblaue Fussel per Paket angereist, es handelte sich um drei Spiderlinge in der 1. bis 2. Fresshaut der schönen, sehr farbenfrohen und daher durchaus populären Art Vogelspinnenart
Avicularia versicolor.
Inzwischen sind diese zu etwas drei cm Körpergröße (Ohne Spinnwarzen und Chelizeren) herangewachsen, haben ständig Hunger und ihr blaues Jugendkleid gegen die Adultfärbung beinahe vollständig eingetauscht.
Das Umfärben setzt etwa ab der 6. Fresshaut ein, sind Jungtiere noch meerblau gefärbt mit leicht dunkel abgesetzter Tigerzeichnung auf dem Ophistosoma (Hinterleib), so stehen adulte Tiere ihrem Nachwuchs in puncto Farben absolut in nichts nach:
Die Farben reichen von metallisch glänzendem Flaschengrün über Tieflila mit schwarzen Konturen an Beinen und Tastern bis hin zu leuchtenden Orange, Rot, Pinktönen, die sich hauptsächlich auf die flauschigen Stellen des Hinterleibs erstrecken, auf dem auch ein irisierender, ovaler grünlich metallisch glänzender Fleck, genannt Spiegel zu erkennen ist.
Die Art wurde bisher auf den Karibikinseln Guadeloupe und v. A. Martinique nachgewiesen, was ihr den Trivialnamen 'Martinique-Baumvogelspinne' einbrachte, der auch gleich auf die eigentlich rein aboreale Lebensweise hinweist, weswegen man die Art in einem Regenwald HOCHterrarium pflegen muss, für adulte Tiere sollten hier mindestens die Maße 30 x 30 x 40 (l, b, h) gewählt werden, Jungtiere lassen sich in hohen Tupperdosen mit Gazebespannung gut vorziehen, bis sie groß genug sind, sich im Endterra nicht mehr zu verlieren; auch um zu gewährleisten, dass ausreichend Futter erbeutet wird.
Da adulte Exemplare eine relativ hohe LF von 75 bis 85% benötigen, ist auf gute Durchlüftung zu achten, Stickluft wird sehr schlecht vertragen.
Bei Spiderlingen wird deswegen die LF deutlich niedriger angesetzt, da diese sonst wohl öfter mal vom Ast kippen.
Echte Pflanzen, sowie hochkant aufgestellte Korkröhren kommen der baumbewohnende Lebensweise sehr entgegen, da die Spinnen dort auch ihre röhrenförmigen Wohngespinste anlegen, in die sie sich die meiste Zeit des Tages und während Häutungen zurück ziehen (und wohl auch zur Betreuung eines Kokons), jedoch trifft man gelegentlich auch hungrige Tiere des Tages zur Jagd an.
Die Beschaffenheit des Bodengrunds ist zweitrangig, da sich die Spinne ohnehin nicht dort aufhält, billiger Kokoshumusziegel ist ebenso geeignet wie ein Torf-Sandgemisch, Blumenerde oder Rindenmulch, empfehlenswert ist es aber, eine kleine Population tropischer, weißer Asseln einzubringen, die als Gesundheitspolizei und Puzkolonne für Liegengebliebenes fungieren.
Wie viele neuweltliche VS Arten zählen auch diese hübschen Tierchen, die eine Endgröße von ca. sechs cm erreichen können, zu den Bombadierspinnen, was sich auf die Fähigkeit der Tiere bezieht, bei Gefahr die längeren Haare, Brennhaare genannt, am Abdomen abzustreifen und dem Angreifer entgegen zu schleudern, bevor sie in letzter Instanz schließlich zubeissen.
Grundsätzlich vermeiden die Tiere aber jede Konfrontation mit dem Menschen und treten meistens schnell den Rückzug in das schützende Wohngespinst an. Sollte es zu einem Biss kommen, stellt dies keine Gefahr für Leib und Leben dar und ist in etwa mit dem Stich einer Wespe zu vergleichen.
Trotzdem sollten die Tiere so wenig wie möglich gehandelt werden.
Gefressen wird alles, was überwältigt werden kann, jedoch nur Tiere "mit Beinen", vor Wurmfutter scheinen sich unsere Avicularia versicolor regelrecht zu "ekeln".
Gefüttert werden sollte soviel, bis in etwa der Hinterleib (Ophistosoma) ein einhalb mal der Größe des Vorderleibs (Prosoma) entspricht. Bei mehr Umfang steigt das Risiko einer Verletzung des nur durch eine dünnen Haut geschützten Hinterleibs, bei einem Sturz oder Ähnlichem.
Zum Fressvorgang selbst:
Die Beute, wird, sobald sie über Schwingungen registriert wurde, mit einem Satz überwältig und mittels Giftbiss durch die Chelizeren abgetötet und durch den potenten Cocktail innerlich zersetzt und durch die von leuchtend roten Haaren gesäumte Mundöffnung flüssig, weil vorverdaut aufgenommen. Um zu verhindern, dass die Beute zerfällt, wird sie mit einigen Fäden zusammengehalten.
Am Ende des Fressvorgangs bleibt eine trockene, kugelförmige Panzerrest übrig und ein glasiger Tropfen ist am Labium der Spinne zu erkennen, da sie Verdauungssekret erbricht, um die Reuse zu reinigen.
Jungtiere von unter einem cm haben keine Schwierigkeiten, doppelt so große Heimchen zu erledigen, in dem sie sich, die Beute fest in den Klauen, auf den Rücken drehen, bis erste Lähmungserscheinungen beim Opfer einsetzen, um zu verhindern, dass die Beute mit dem Angreifer noch herumlaufen oder sich womöglich zur Wehr setzen kann.
Während der Häutungsphase, einschließlich der unmittelbaren Vorbereitungszeit, wird keine Nahrung mehr angenommen. Verbliebene Futtertiere sollten entfernt werden, da ein mögliches Risiko des Anfressens durch die immer hungrigen Futtertiere besteht, die Vogelspinne ist während der Häutung relativ wehrlos, obwohl die Gefahr bei dem baumbewohnenden Avicularia nicht allzu groß ist, ziehen sie sich doch in fest versponnene Röhren, oben in Pflanzen oder Geäst zurück und sind für die Futtertiere somit nur schwer zu erreichen, im Gegensatz zu Arten, wie z. B. C. cyaneopubescens oder diverse Brachypelmen, die sich auf dem Rücken liegend auf dem Boden häuten.
Wasser nehmen die Tiere nur in Form von aufgesprühten Tropfen im Gespinst auf, Wassernäpfe werden m. E. ignoriert, bzw. nicht als solche wahrgenommen.
Gehalten werden unsere Süßen bei ca. 27° C tagsüber und bei ca. 22, 23° C nachts..
Adulte Männchen dieser Art weisen keine Tibiaapophysen auf (Schienbeinhäkchen, um die Beißklauen des W bei der Paarung auf Distanz zu halten), was die Unterscheidung erschwert.
Am einfachsten und sichersten ist die Bestimmung anhand einer eingeweichten Exuvie unter Zuhilfenahme eines Mikroskopes.
Informationen und Anleitungen zur allgemeinen Geschlechtsunterscheidung bei Vogelspinnen sind im Internet reichlich zu finden, es würde zu weit gehen, hier darauf ein zu gehen, zumal meine Erfahrungen hierzu auch recht beschränkt sind.
Ein empfehlenswerte, bemerkenswert hübsche Vogelspinnenart, für alle, die was Flauschiges in Farbe (und buunt! (-; ) suchen, nachdem ich sie bislang nicht kaputt gemacht habe, wohl auch anfängertauglich; es war die erste, von uns gepflegte Vogelspinnenart.
Die Tiere unterliegen keinerlei Auflagen des WA und müssen daher nicht gemeldet werden.
Hoffe, ich hab die Hübschen würdig vertreten, vielleicht lässt sich der Eine oder Andere von meiner Begeisterung anstecken.. :-)
![[Bild: f610475020b9c26c91700007f1fb8755.jpg]](http://tapatalk.imageshack.com/v2/14/09/18/f610475020b9c26c91700007f1fb8755.jpg)
![[Bild: 717665c247e06b2f817c3f8c2e88b17d.jpg]](http://tapatalk.imageshack.com/v2/14/09/18/717665c247e06b2f817c3f8c2e88b17d.jpg)
![[Bild: 98f2ccf5b7e9c2dd2d06d3a12d4594f3.jpg]](http://tapatalk.imageshack.com/v2/14/09/18/98f2ccf5b7e9c2dd2d06d3a12d4594f3.jpg)