Friday, 26. November 2010, 3:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Friday, 26. November 2010, 3:30 von Roberto.)
Da in einem anderen thread das Thema Fuetterung Gecarcinus angeschnitten wurde, die Diskussion aber irgendwie ins Thema Artkonzept abgeglitten ist und ich eine PN bekommen habe, wollte ich gern zum Thema Futter was schreiben. In Olli's Artensteckbrief ist eine ganz gute Auflistung aufgefuehrt. Ich habe mal fett hervorgehoben, was ich nach Freilandbeobachtung und Haltungsversuchen fuettern wuerde. Dazu noch ein paar Ergaenzungen.
Futter: krabbentypische Allesfresser
• Laubblätter (in der Natur wie bei vielen Krabben die Hauptnahrung; es werden vor allem Eichen- und Buchenlaub gereicht, möglich sind aber alle europäischen Laubbaumarten; Seemandelblätter)
• Pflanzliches: fast alles an Gemüse und Obst, was es gibt (Erbsen, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube, Tomate, Rosenkohl, Paprika) außer Petersilie und Bohnen oder anderem, was zuviel Blausäure enthält oder Kupfer; Möhre (gekocht); Kartoffel und Reis (gekocht); Kokosnussfleisch, Erdnüsse (selten wegen des hohen Fettgehalts); keine Zitrusfrüchte wegen des Säuregehalts
• Trockenfutter: Welstabletten, Fisch(flocken)futter, Futtersticks, Kaninchen-, Meerschweinchen und Chinchillapellets (ohne Kupfer!), Spirulina-Tabs, Krebstabs, Gammarus
• Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch
• Lebendfutter: Regenwürmer (am besten allerdings zerteilt, sonst graben sich die Würmer womöglich ein)
• Fleischliches (seltener): Hühnerknochen mit Fleischresten (etwas abgespült, damit nicht zuviel Fett ins Becken kommt)
• Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl}
• Kalkhaltiges: Sepiaschale, zerdrückte Eierschalen oder Calcium-Pulver in eigenen Futtersticks verwenden
Das findet sich so auch ungefaehr im Habitat der Tiere, natuerlich nicht in der Dose oder geforen. Obst und Gemuese habe ich dort nicht gesehen. Seemandeln sind sehr abundant, und nicht zu vergessen, die Krabben leben dicht am Strand, da wird einiges an tierischem Material angespuelt... Die bunte kontrastreiche Farbe ist wahrscheinlich auf den hohen Tannin- und Beta-Carotingehalt der Seemandelblaetter zurueckzufuehren. Die meisten Blaetter werden als Falllaub konsumiert, sie sind nicht mehr gruen und vermutlich schon etwas von Mikroorganismen zersetzt. Oft sind Streitigkeiten um die Seemandel-Samen zu beobachten, der Gewinner schleppt seine Trophae in den Bau. Wildkrabben haben in Haltung klar Seemandelblaetter vorgezogen, Mohrruebe und Apfel sind liegengeblieben. Was der Bauer nicht kennt... Angehaengt ist auch ein kleines Bild mit etwas anderem, was sie auch zu moegen scheinen. In Haltung haben sogar grosse adulte Krabben mit ihren Riesenchelipeden Kokosraspeln wie mit einer Pinzette vom Boden geklaubt und vernascht.
Ich denke die Tiere sind Opportunisten, die die energiereichste Nahrung fressen moechten. Tierisches Material ist sehr energiereich, aber ich denke dass alles was hoeher als Insekten und Wuermer organisiert ist im toten Zustand aufgenommen wird, sicher auch Aas. Da das aber nicht in beliebiger Menge verfuegbar ist, ernaehren sie sich ueberwiegend vegetarisch, aber wie schon woanders gesagt, die Pflanzen in den Tropen sind auch etwas anders zusammengesetzt. Pflanzensamen sind auch sehr energiehaltig und enthalten viele Fettsäuren. Die Tiere werden auch als "Oekosystem-Strukturierer" bezeichnet, da sie selektiv Pflanzensamen fressen und somit die Vegetationsstruktur ihres Habitates aktiv beeinflussen. Mit verschiedenen Samen habe ich nicht experimentiert, aber ich empfehle mal zu probieren, wie sie Sonnenblumenkerne oder andere Samen fressen. Wurzeln sollten auch eine gute Ergaenzung sein, obwohl sie Mohrrueben nicht gemocht haben. Ich wuerde es mit etwas hartholzigeren Sachen probieren. Ueber die Konsistenz braucht ihr Euch keine Gedanken machen, die haben entsprechende Werkzeuge, um das mundgerecht zu zerkleinern. Insekten wuerde ich ruhig im lebenden Zustand einsetzen, ihr habt einfach nicht das Problem, das es irgendwann schimmelt. Meine Krabben haben Kaeferlarven sehr gemocht, Regenwuermer, die sich ruhig einbuddeln koennen, beschaeftigen die Krabben etwas. Ich habe mehrfach im Habitat gesehen, wie kleinere Krabben nicht viel kleinere Wuermer im lebenden Zustand gefressen haben. Das sah dann so wie auf dem Schwarzweissfoto aus, nur dass es ein Wurm und keine Schlange war. Diese Schlange ist gejagt, die Krabbe ist Eudaniela garmani (wuerdet ihr die in Haltung mit Schlangen fuettern?) http://www.bioone.org/doi/abs/10.1651/02...2.0.CO%3B2
Wohlgemerkt, Blaetter verschiedender Baeume unterscheiden sich, ich habe keine Ahnung vom Naehrwert eines Eichenblattes! Wir koennen mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sich die Beduerfnisse der Krabben mit dem Wachstum veraendern, in der Natur erschliessen sie sich mit dem Groesserwerden auch andere Moeglichkeiten. Das Probieren und Studieren sollte also nie aufhoeren, das sich Festlegen auf einen Typ Futter, moeglicherweise aus Bequemlichkeit, fuehrt dann vielleicht irgendwann dazu, dass Zuko seine letzten Zuckungen macht, oder nicht beweglich, schnell und geschickt sind. Die haben acht Beine und zwei Chelipeden, die haben sie nicht um den ganzen Tag im Bau zu liegen. Sie muessen auch mal raus um zu fressen, und dann wartet da eine ganze Reihe von Raeubern auf sie, ich habe bis jetzt mit Sicherheit 11 Arten auf meiner Liste, eingeschlossen die eigene Art. Man muss auch agil sein, um Bauten an senkrechten Steilhaengen zu anzulegen (ist nicht die Regel), das war schon eine abgefahrene Beobachtung.
Alles ohne Gewaehr, probiert es, mit den fett hervorgehobenen Punkten in der Auflistung von Olli koennt ihr eigentlich nichts falsch machen, vielleicht ein paar Ergaenzungen dazu, Obst und Gemuese kann ja nicht schaden. Schwerpunktmaessig Obst und Gemuese, wie jetzt ein paarmal gelesen, entsprechen hunderprotzentig nicht der natuerlichen Ernaehrung der Krabben.
Eine Sache sollte vielleicht auch mal durchdacht werden. Krabben sind wie Amphibien und Reptilien wechselwarme Tiere, die in diesem Fall in den Tropen mit hoeheren Temperaturen und hoeherer Luftfeuchtigkeit leben. Die Enzymkinetik und der Stoffwechsel sind bei wechselwarmen Tieren von der Umgebungstemperatur abhaengig, bei niedrigeren Temperaturen kochen sie auf Sparflamme vor sich hin. Nun sollte man sich nicht an die durchschnittlichen Lufttemperaturen der Karibik oder des Pazifik orientieren, die Temperatur im Boden ist etwas kuehler, die Krabben vermeiden die Mittagshitze und tauchen ab. Ich kann mir aber vorstellen, dass so manches deutsches Wohnzimmer ziemlich kalt und trocken ist und sie gern mal umgekehrt ins Warme abtauchen wuerden. Die Terrarianer, die tropische Amphibien und Reptilien halten, duerften Erfahrung mit dem Einstellen dieser Parameter haben.
Mit ein bischen Glueck koennt ihr Eure Krabben vielleicht dabei beobachten, wie sie ein paar Sachen auf einmal machen...
Futter: krabbentypische Allesfresser
• Laubblätter (in der Natur wie bei vielen Krabben die Hauptnahrung; es werden vor allem Eichen- und Buchenlaub gereicht, möglich sind aber alle europäischen Laubbaumarten; Seemandelblätter)
• Pflanzliches: fast alles an Gemüse und Obst, was es gibt (Erbsen, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube, Tomate, Rosenkohl, Paprika) außer Petersilie und Bohnen oder anderem, was zuviel Blausäure enthält oder Kupfer; Möhre (gekocht); Kartoffel und Reis (gekocht); Kokosnussfleisch, Erdnüsse (selten wegen des hohen Fettgehalts); keine Zitrusfrüchte wegen des Säuregehalts
• Trockenfutter: Welstabletten, Fisch(flocken)futter, Futtersticks, Kaninchen-, Meerschweinchen und Chinchillapellets (ohne Kupfer!), Spirulina-Tabs, Krebstabs, Gammarus
• Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch
• Lebendfutter: Regenwürmer (am besten allerdings zerteilt, sonst graben sich die Würmer womöglich ein)
• Fleischliches (seltener): Hühnerknochen mit Fleischresten (etwas abgespült, damit nicht zuviel Fett ins Becken kommt)
• Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl}
• Kalkhaltiges: Sepiaschale, zerdrückte Eierschalen oder Calcium-Pulver in eigenen Futtersticks verwenden
Das findet sich so auch ungefaehr im Habitat der Tiere, natuerlich nicht in der Dose oder geforen. Obst und Gemuese habe ich dort nicht gesehen. Seemandeln sind sehr abundant, und nicht zu vergessen, die Krabben leben dicht am Strand, da wird einiges an tierischem Material angespuelt... Die bunte kontrastreiche Farbe ist wahrscheinlich auf den hohen Tannin- und Beta-Carotingehalt der Seemandelblaetter zurueckzufuehren. Die meisten Blaetter werden als Falllaub konsumiert, sie sind nicht mehr gruen und vermutlich schon etwas von Mikroorganismen zersetzt. Oft sind Streitigkeiten um die Seemandel-Samen zu beobachten, der Gewinner schleppt seine Trophae in den Bau. Wildkrabben haben in Haltung klar Seemandelblaetter vorgezogen, Mohrruebe und Apfel sind liegengeblieben. Was der Bauer nicht kennt... Angehaengt ist auch ein kleines Bild mit etwas anderem, was sie auch zu moegen scheinen. In Haltung haben sogar grosse adulte Krabben mit ihren Riesenchelipeden Kokosraspeln wie mit einer Pinzette vom Boden geklaubt und vernascht.
Ich denke die Tiere sind Opportunisten, die die energiereichste Nahrung fressen moechten. Tierisches Material ist sehr energiereich, aber ich denke dass alles was hoeher als Insekten und Wuermer organisiert ist im toten Zustand aufgenommen wird, sicher auch Aas. Da das aber nicht in beliebiger Menge verfuegbar ist, ernaehren sie sich ueberwiegend vegetarisch, aber wie schon woanders gesagt, die Pflanzen in den Tropen sind auch etwas anders zusammengesetzt. Pflanzensamen sind auch sehr energiehaltig und enthalten viele Fettsäuren. Die Tiere werden auch als "Oekosystem-Strukturierer" bezeichnet, da sie selektiv Pflanzensamen fressen und somit die Vegetationsstruktur ihres Habitates aktiv beeinflussen. Mit verschiedenen Samen habe ich nicht experimentiert, aber ich empfehle mal zu probieren, wie sie Sonnenblumenkerne oder andere Samen fressen. Wurzeln sollten auch eine gute Ergaenzung sein, obwohl sie Mohrrueben nicht gemocht haben. Ich wuerde es mit etwas hartholzigeren Sachen probieren. Ueber die Konsistenz braucht ihr Euch keine Gedanken machen, die haben entsprechende Werkzeuge, um das mundgerecht zu zerkleinern. Insekten wuerde ich ruhig im lebenden Zustand einsetzen, ihr habt einfach nicht das Problem, das es irgendwann schimmelt. Meine Krabben haben Kaeferlarven sehr gemocht, Regenwuermer, die sich ruhig einbuddeln koennen, beschaeftigen die Krabben etwas. Ich habe mehrfach im Habitat gesehen, wie kleinere Krabben nicht viel kleinere Wuermer im lebenden Zustand gefressen haben. Das sah dann so wie auf dem Schwarzweissfoto aus, nur dass es ein Wurm und keine Schlange war. Diese Schlange ist gejagt, die Krabbe ist Eudaniela garmani (wuerdet ihr die in Haltung mit Schlangen fuettern?) http://www.bioone.org/doi/abs/10.1651/02...2.0.CO%3B2
Wohlgemerkt, Blaetter verschiedender Baeume unterscheiden sich, ich habe keine Ahnung vom Naehrwert eines Eichenblattes! Wir koennen mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sich die Beduerfnisse der Krabben mit dem Wachstum veraendern, in der Natur erschliessen sie sich mit dem Groesserwerden auch andere Moeglichkeiten. Das Probieren und Studieren sollte also nie aufhoeren, das sich Festlegen auf einen Typ Futter, moeglicherweise aus Bequemlichkeit, fuehrt dann vielleicht irgendwann dazu, dass Zuko seine letzten Zuckungen macht, oder nicht beweglich, schnell und geschickt sind. Die haben acht Beine und zwei Chelipeden, die haben sie nicht um den ganzen Tag im Bau zu liegen. Sie muessen auch mal raus um zu fressen, und dann wartet da eine ganze Reihe von Raeubern auf sie, ich habe bis jetzt mit Sicherheit 11 Arten auf meiner Liste, eingeschlossen die eigene Art. Man muss auch agil sein, um Bauten an senkrechten Steilhaengen zu anzulegen (ist nicht die Regel), das war schon eine abgefahrene Beobachtung.
Alles ohne Gewaehr, probiert es, mit den fett hervorgehobenen Punkten in der Auflistung von Olli koennt ihr eigentlich nichts falsch machen, vielleicht ein paar Ergaenzungen dazu, Obst und Gemuese kann ja nicht schaden. Schwerpunktmaessig Obst und Gemuese, wie jetzt ein paarmal gelesen, entsprechen hunderprotzentig nicht der natuerlichen Ernaehrung der Krabben.
Eine Sache sollte vielleicht auch mal durchdacht werden. Krabben sind wie Amphibien und Reptilien wechselwarme Tiere, die in diesem Fall in den Tropen mit hoeheren Temperaturen und hoeherer Luftfeuchtigkeit leben. Die Enzymkinetik und der Stoffwechsel sind bei wechselwarmen Tieren von der Umgebungstemperatur abhaengig, bei niedrigeren Temperaturen kochen sie auf Sparflamme vor sich hin. Nun sollte man sich nicht an die durchschnittlichen Lufttemperaturen der Karibik oder des Pazifik orientieren, die Temperatur im Boden ist etwas kuehler, die Krabben vermeiden die Mittagshitze und tauchen ab. Ich kann mir aber vorstellen, dass so manches deutsches Wohnzimmer ziemlich kalt und trocken ist und sie gern mal umgekehrt ins Warme abtauchen wuerden. Die Terrarianer, die tropische Amphibien und Reptilien halten, duerften Erfahrung mit dem Einstellen dieser Parameter haben.
Mit ein bischen Glueck koennt ihr Eure Krabben vielleicht dabei beobachten, wie sie ein paar Sachen auf einmal machen...