Wednesday, 22. July 2009, 22:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Friday, 25. February 2011, 14:10 von Ollie Mengedoht.)
Hallo zusammen,
heute möchte ich euch über etwas wirklich Erfreuliches berichten
Aber wie immer beginnt alles am Anfang, also werde auch ich mich an diese Reihenfolge halten! Diese kleine Krabbe:
lebt seit dem 27. Dezember letzten Jahres bei uns.
Ollie fand sie bei Welke in Dortmund, leider nur ein einzelnes, weibliches Exemplar das anscheinend mit einer anderen Krabbenart als Beifang nach Deutschland importiert wurde. Scheinbar ist es wohl wirklich auch ein Einzeltier, denn nirgends sahen wir bisher weitere Nanosesarma oder hörten/lasen wir davon, dass irgendwer sie wo gesehen oder erworben hätte.
Ja – da war sie nu, unsere einsame Kleine und wir hofften, irgendwann vll. wenigstens mal ein passendes Männchen für sie zu finden. Dem Krabbenweibchen hat diese Form der Bestandserweiterung offensichtlich aber zu lange gedauert und so nahm sie die ganze Sache nun selbst in die Schere
Am 30. Juni präsentierte sie sich uns plötzlich mit einer Bauchklappe voller Eier und ihr könnt glauben, wir haben nicht schlecht gestaunt.
Ja und da die Eier schon sehr weit entwickelt aussahen – da guckten eindeutig schon Augen aus den Eiern heraus,
war nun äußerste Eile geboten. Also fing ich das trächtige Tier erstmal aus dem großen Pseudosesarma-Becken heraus, parkte sie in einer Faunabox und musste nun natürlich auch mal eben schnell ein Aufzuchtbecken vorbereiten und eine Nauplienzucht ankurbeln.
Hinsichtlich Beckengröße, Befüllung und auch Salinität orientierten wir uns an den Aufzuchtparametern, unter denen wir 2006 Pseudosesarma crassimanum nachgezogen haben.
http://www.panzerwelten.de/forum/thread-37.html
Glücklicherweise klappte alles problemlos und auch keinen Tag zu früh, denn schon am Vormittag des 1. Julis paddelten die ersten Zoea in der Faunabox.
Ein neuer (an sich gar nicht geplanter) Aufzuchtversuch begann!
Tja und als dann erstmal die ersten Larven geschlüpft waren, da hatten es die anderen plötzlich auch ganz eilig, viele, viele kleine hüpfende Pünktchen bevölkerten nun das Wasser in der Schlupfbox:
Das Weibchen wurde nach dem Absetzen der Larven wieder in ihr ursprüngliches Haltungsbecken zurückgesetzt, die Larven samt Wasser aus der Faunabox in das Nachzucht-Becken überführt.
Natürlich erfolgte sofort die erste Fütterung mit Liquizell und viele Zoea schwammen ab nun unter Dauerbeleuchtung und -belüftung in ihren 40 salzigen Litern vor sich hin.
Was uns als erstes bei diesen Zoea auffliel war die intensive Färbung, die die Larven aufwiesen.
zudem wirkten sie sehr agil und schwimmfreudig. Wurde die Belüftung zum Zwecke der Fütterung ausgestellt, so ließ sich schon recht früh beobachten, das die Zoea der Nanosesarma sp. "rot" überwiegend in Bodennähe schwammen, ein Verhalten, das wir von den Zoea diverser anderer Krabbenarten nicht kannten.
Zoea 3. Tag unterm Mikroskop
Die ersten vier Tage fütterten wir mit Liquizell, aufgelöstem Spirulinapulver und dekapsulierten Artemiaeiern, da die Nauplienzucht nicht so wirklich funktionierte. Ab dem fünften Tag gab es schließlich aber dreimal täglich Nauplien (neue Eier haben das Schlupfproblem gelöst) und man konnte schon richtig gut beobachten, wie die Zoea Nauplien fingen, festhielten und fraßen.
Zoea frißt orange Nauplie
So gingen nun die Tage einher. Die sehr agilen Larven wurden dreimal täglich unter Spotbeleuchtung im ansonsten (während der Fütterung) abgedunkelten Becken gefüttert, die Belüftung jeweils für die Dauer der Fütterung (ca. eine Stunde jeweils) ausgestellt. Und alles entwickelte sich durchweg erfreulich.
Zoea acht Tage alt
interessante Farbvielfalt
Gewimmel am Boden
Auge einer Zoea unterm Mikroskop
Die Larven gediehen prächtig und hier und da konnten wir sogar Häutungen beobachten.
Immer noch viele, viele Larven
Am elften Tag schließlich entdeckte ich die ersten, noch sehr vereinzelten Megalopa-Larven, von denen Ollie dann am 12. Juli dann auch die ersten Bilder machen konnte.
hier gut erkennbar, wie sie ihre Schwimmbeine nutzen
Scheren und Beine sind schon erkennbar
Insgesamt schien die Entwicklung der Larven rasend schnell von statten zu gehen, die Tiere schwammen schneller gesteuert, jagten schneller und gezielter als seinerzeit die Larven der P. crassimanum und schienen auch deutlich schneller zu wachsen. Am Wachstum mag die größtenteils etwas höhere Temperatur im Becken ihren Anteil gehabt haben, aber ebenso scheint diese Krabbenlarvenart wesentlich robuster zu sein.
Was sich im Rahmen dieser Aufzucht aber auch beobachten ließ war, dass die Megalopa der Nanosesarma wesentlich ausgeprägter kannibalistisch veranlagt waren, so fielen mit zunehmender Zahl an Megalopa viele Zoea deren Jagdbegeisterung zum Opfer und landeten ebenso wie die Nauplien im Larvenmagen.
Megalopa frisst Zoea
Megalopa frißt junge Artemia
Zoea und Megalopa
Im weiteren Verlauf konnten wir dann auch immer wieder beobachten, dass die Megalopa sich auch gegenseitig jagten und der Kannibalismus enorme Ausmaße annahm. So war es auch keine Seltenheit, dass sich zwei Megalopa um eine dritte, erbeutete stritten
Das Schwimmtempo der Megalopa erinnerte inzwischen an das von Taumelkäfern und mittlerweile begannen die Megalopa auch an den Scheiben entlangzulaufen und dort Algen abzuweiden. Um ihnen Ausweich- und mehr Bekletterungsfläche zu bieten, setze ich ihnen am 14. Tag nach Schlupf einen großen Röhrenstein ins Becken.
Aufgrund der rasend schnellen Entwicklung warteten wir nun schon mit Spannung auf die erste Jungkrabbe und gestern, am 21. Tag nach Schlupf der Larven, war es endlich so weit. Wieder einmal hockte ich vor dem Aufzuchtbecken und suchte den Boden mit einer 10-fach-Lupe ab, bis dass ich endlich die ersten Krabben entdecken konnte. Heute gelang Ollie dann die erste Aufnahme einer jungen Nanosesarma (Beanium) sp. "rot" und somit können wir zum einen verkünden:
Diese Nachzucht ist geglückt und wir können euch zum anderen heute eine der Jungkrabben hier vorstellen.
Nanosesarma sp. "rot" geboren in den Panzerwelten in Recklinghausen
acht Beinchen, zwei Scherchen und mittendrin viel winzige Krabbe
die sich ihr Becken nach wie vor mit vielen Megalopa teilt
und zwar immer hungrige Megalopa
die wir deswegen auch immer mit reichlich Futter versorgen
Unsere Minikrabbe kommt nu nicht mehr so wirklich gut an die Nauplien heran, aber dafür grast sie den Algenteppich an den Scheiben ab
was nicht bedeutet, dass sie nicht trotzdem auch versucht Nauplien zu fangen
und weil die schwimmende Fraktion ja doch arg hektisch durchs Becken wuselt, kommt es hier und da dann auch schon mal zu leichteren Kollisionen zwischen den Schwimmenden (Megalopa) und Bodenhaftigen (Krabbe)
Krabbe und Megalopa, wenn man genau hinschaut, sieht man bei dem unteren Tierchen den (eingeklappten) Schwanz.
Sie will auch bald eine Krabbe werden
Nun warten wir mit Spannung darauf, dass immer mehr Jungkrabben auftauchen und wir irgendwann überblicken können, wieviele Minis aus dieser Nachzucht hervorgehen. Insgesamt freuen wir uns riesig, dass es überhaupt geklappt hat und sind vll. auch ein ganz wenig stolz über diesen Zuchterfolg – gerade auch, weil sich so eine weitere Krabbenart hier etablieren kann, von der an sich wohl nur ein einzelnes Exemplar als versehentlicher Beifang nach Deutschland kam.
Weitere Bilder unter:
http://www.panzerwelten.de/v/Nanosesarma...nachzucht/
heute möchte ich euch über etwas wirklich Erfreuliches berichten
Aber wie immer beginnt alles am Anfang, also werde auch ich mich an diese Reihenfolge halten! Diese kleine Krabbe:
lebt seit dem 27. Dezember letzten Jahres bei uns.
Ollie fand sie bei Welke in Dortmund, leider nur ein einzelnes, weibliches Exemplar das anscheinend mit einer anderen Krabbenart als Beifang nach Deutschland importiert wurde. Scheinbar ist es wohl wirklich auch ein Einzeltier, denn nirgends sahen wir bisher weitere Nanosesarma oder hörten/lasen wir davon, dass irgendwer sie wo gesehen oder erworben hätte.
Ja – da war sie nu, unsere einsame Kleine und wir hofften, irgendwann vll. wenigstens mal ein passendes Männchen für sie zu finden. Dem Krabbenweibchen hat diese Form der Bestandserweiterung offensichtlich aber zu lange gedauert und so nahm sie die ganze Sache nun selbst in die Schere
Am 30. Juni präsentierte sie sich uns plötzlich mit einer Bauchklappe voller Eier und ihr könnt glauben, wir haben nicht schlecht gestaunt.
Ja und da die Eier schon sehr weit entwickelt aussahen – da guckten eindeutig schon Augen aus den Eiern heraus,
war nun äußerste Eile geboten. Also fing ich das trächtige Tier erstmal aus dem großen Pseudosesarma-Becken heraus, parkte sie in einer Faunabox und musste nun natürlich auch mal eben schnell ein Aufzuchtbecken vorbereiten und eine Nauplienzucht ankurbeln.
Hinsichtlich Beckengröße, Befüllung und auch Salinität orientierten wir uns an den Aufzuchtparametern, unter denen wir 2006 Pseudosesarma crassimanum nachgezogen haben.
http://www.panzerwelten.de/forum/thread-37.html
Glücklicherweise klappte alles problemlos und auch keinen Tag zu früh, denn schon am Vormittag des 1. Julis paddelten die ersten Zoea in der Faunabox.
Ein neuer (an sich gar nicht geplanter) Aufzuchtversuch begann!
Tja und als dann erstmal die ersten Larven geschlüpft waren, da hatten es die anderen plötzlich auch ganz eilig, viele, viele kleine hüpfende Pünktchen bevölkerten nun das Wasser in der Schlupfbox:
Das Weibchen wurde nach dem Absetzen der Larven wieder in ihr ursprüngliches Haltungsbecken zurückgesetzt, die Larven samt Wasser aus der Faunabox in das Nachzucht-Becken überführt.
Natürlich erfolgte sofort die erste Fütterung mit Liquizell und viele Zoea schwammen ab nun unter Dauerbeleuchtung und -belüftung in ihren 40 salzigen Litern vor sich hin.
Was uns als erstes bei diesen Zoea auffliel war die intensive Färbung, die die Larven aufwiesen.
zudem wirkten sie sehr agil und schwimmfreudig. Wurde die Belüftung zum Zwecke der Fütterung ausgestellt, so ließ sich schon recht früh beobachten, das die Zoea der Nanosesarma sp. "rot" überwiegend in Bodennähe schwammen, ein Verhalten, das wir von den Zoea diverser anderer Krabbenarten nicht kannten.
Zoea 3. Tag unterm Mikroskop
Die ersten vier Tage fütterten wir mit Liquizell, aufgelöstem Spirulinapulver und dekapsulierten Artemiaeiern, da die Nauplienzucht nicht so wirklich funktionierte. Ab dem fünften Tag gab es schließlich aber dreimal täglich Nauplien (neue Eier haben das Schlupfproblem gelöst) und man konnte schon richtig gut beobachten, wie die Zoea Nauplien fingen, festhielten und fraßen.
Zoea frißt orange Nauplie
So gingen nun die Tage einher. Die sehr agilen Larven wurden dreimal täglich unter Spotbeleuchtung im ansonsten (während der Fütterung) abgedunkelten Becken gefüttert, die Belüftung jeweils für die Dauer der Fütterung (ca. eine Stunde jeweils) ausgestellt. Und alles entwickelte sich durchweg erfreulich.
Zoea acht Tage alt
interessante Farbvielfalt
Gewimmel am Boden
Auge einer Zoea unterm Mikroskop
Die Larven gediehen prächtig und hier und da konnten wir sogar Häutungen beobachten.
Immer noch viele, viele Larven
Am elften Tag schließlich entdeckte ich die ersten, noch sehr vereinzelten Megalopa-Larven, von denen Ollie dann am 12. Juli dann auch die ersten Bilder machen konnte.
hier gut erkennbar, wie sie ihre Schwimmbeine nutzen
Scheren und Beine sind schon erkennbar
Insgesamt schien die Entwicklung der Larven rasend schnell von statten zu gehen, die Tiere schwammen schneller gesteuert, jagten schneller und gezielter als seinerzeit die Larven der P. crassimanum und schienen auch deutlich schneller zu wachsen. Am Wachstum mag die größtenteils etwas höhere Temperatur im Becken ihren Anteil gehabt haben, aber ebenso scheint diese Krabbenlarvenart wesentlich robuster zu sein.
Was sich im Rahmen dieser Aufzucht aber auch beobachten ließ war, dass die Megalopa der Nanosesarma wesentlich ausgeprägter kannibalistisch veranlagt waren, so fielen mit zunehmender Zahl an Megalopa viele Zoea deren Jagdbegeisterung zum Opfer und landeten ebenso wie die Nauplien im Larvenmagen.
Megalopa frisst Zoea
Megalopa frißt junge Artemia
Zoea und Megalopa
Im weiteren Verlauf konnten wir dann auch immer wieder beobachten, dass die Megalopa sich auch gegenseitig jagten und der Kannibalismus enorme Ausmaße annahm. So war es auch keine Seltenheit, dass sich zwei Megalopa um eine dritte, erbeutete stritten
Das Schwimmtempo der Megalopa erinnerte inzwischen an das von Taumelkäfern und mittlerweile begannen die Megalopa auch an den Scheiben entlangzulaufen und dort Algen abzuweiden. Um ihnen Ausweich- und mehr Bekletterungsfläche zu bieten, setze ich ihnen am 14. Tag nach Schlupf einen großen Röhrenstein ins Becken.
Aufgrund der rasend schnellen Entwicklung warteten wir nun schon mit Spannung auf die erste Jungkrabbe und gestern, am 21. Tag nach Schlupf der Larven, war es endlich so weit. Wieder einmal hockte ich vor dem Aufzuchtbecken und suchte den Boden mit einer 10-fach-Lupe ab, bis dass ich endlich die ersten Krabben entdecken konnte. Heute gelang Ollie dann die erste Aufnahme einer jungen Nanosesarma (Beanium) sp. "rot" und somit können wir zum einen verkünden:
Diese Nachzucht ist geglückt und wir können euch zum anderen heute eine der Jungkrabben hier vorstellen.
Nanosesarma sp. "rot" geboren in den Panzerwelten in Recklinghausen
acht Beinchen, zwei Scherchen und mittendrin viel winzige Krabbe
die sich ihr Becken nach wie vor mit vielen Megalopa teilt
und zwar immer hungrige Megalopa
die wir deswegen auch immer mit reichlich Futter versorgen
Unsere Minikrabbe kommt nu nicht mehr so wirklich gut an die Nauplien heran, aber dafür grast sie den Algenteppich an den Scheiben ab
was nicht bedeutet, dass sie nicht trotzdem auch versucht Nauplien zu fangen
und weil die schwimmende Fraktion ja doch arg hektisch durchs Becken wuselt, kommt es hier und da dann auch schon mal zu leichteren Kollisionen zwischen den Schwimmenden (Megalopa) und Bodenhaftigen (Krabbe)
Krabbe und Megalopa, wenn man genau hinschaut, sieht man bei dem unteren Tierchen den (eingeklappten) Schwanz.
Sie will auch bald eine Krabbe werden
Nun warten wir mit Spannung darauf, dass immer mehr Jungkrabben auftauchen und wir irgendwann überblicken können, wieviele Minis aus dieser Nachzucht hervorgehen. Insgesamt freuen wir uns riesig, dass es überhaupt geklappt hat und sind vll. auch ein ganz wenig stolz über diesen Zuchterfolg – gerade auch, weil sich so eine weitere Krabbenart hier etablieren kann, von der an sich wohl nur ein einzelnes Exemplar als versehentlicher Beifang nach Deutschland kam.
Weitere Bilder unter:
http://www.panzerwelten.de/v/Nanosesarma...nachzucht/