Sunday, 31. May 2009, 12:32
Hallo Anke,
zunächst einmal tut es mir wirklich leid, dass deine Krabbe es nicht geschafft hat, trotzdem war es meiner Meinung nach einen Versuch wert. Wir haben sehr mit dir mitgefiebert und die Entwicklung mit viel Interesse verfolgt. Und auch wenn es im Endeffekt leider doch zu einem traurigen Schluß kam, können wir alle auch aus dieser deiner Beobachtung einiges lernen. Danke dass du uns daran teilhaben lassen hast.
Tatsächlich haben wir uns über deine Krabbe und ihren Häutungsverlauf hier umfangreiche Gedanken gemacht, ich versuche mal in Worte zu fassen, welche Überlegungen daraus resultieren.
Zunächst einmal setze ich gerade gedanklich voraus, dass du wie angekündigt keine Versuche unternommen hast, den Häutungsprozess in irgendeiner Form zu beschleunigen – bitte korrigiere mich, wenn ich da irre.
Dieser Verlauf zeigt nämlich in sehr prägnanter Weise, warum von solchen Maßnahmen besser Abstand genommen werden sollte, selbst innerhalb eines vom Tier gesteuerten Häutungszykluses kann es, wie leider hier geschehen, zu erheblichen Problemen kommen, das müssen wir als Halter nicht noch in unnötiger Weise provozieren.
Diesem Gedankengang weiter folgend gehen wir also davon aus, dass deine Krabbe selber die Häutung eingeleitet hat – dies aber meiner Einschätzung nach leider viel zu früh.
Anhand der Größe des Tieres und der dazu im Verhältnis reproduzierten Extremitäten scheinen mir grad mal acht Wochen (31.03 bis 25. 05.Wochen) einfach zu schnell, wir nehmen an, die Krabbe hatte für eine solch gravierende Reproduktion einfach noch nicht genügend Kalziumreserven und auch Energie aufbauen können, was auch die sehr blasse Farbe der neuen Scheren erklärt. Bei der Größe hätte ich eher einen Häutungszyklus von vier bis sechs Monaten als Minimum angenommen.
Bis zur aktiven Häutung selber lief wohl alles erstmal scheinbar problemlos, aber der Häutungsprozess beginnt weder, noch ist er mit dem Entschlüpfen aus der alten Hülle abgeschlossen. Vor dem Verlassen der alten Hülle müssen Krabben dem alten Panzer unter anderem Mineralien und Kalzium entziehen, um so ein Reservoir zu bilden, mit dessen Hilfe die neue Kutikula (Panzer) schnell kalzifiziert werden kann.
Schon für eine Häutung ohne Gliedmaßenreproduktion ist dies ein echter Kraftakt – müssen nun aber Gliedmaßen reproduziert werden, so müssen entsprechend mehr Reserven auch an Kalzium darauf verwendet werden. Die Scheren sind massenmäßig die größten nachzubildenen Gliedmaßen (Beine mögen ab und an länger sein, sind aber wesentlich filigraner) und hat sich also so eine Krabbe nu dazu "entschlossen" eine vorgezogene Häutung einzuleiten, um ihre "Hauptwerkzeuge" wieder zu bekommen, dann greift sie schon sehr massiv auf Reserven zurück, die sie aber möglicherweise in diesem Ausmaß noch gar nicht verfügbar hat. Nach dem Verlassen des Panzers greift dieses Defizit dann, denn durch die Aufnahme von Wasser oder Luft entfalten sich die Krabben erstmal zu ihrer kompletten Größe um die neue Kutikula auszufüllen. Die Aushärtung zum stabilen Exoskelett selber benötigt deutlich mehr Zeit und kann je nach Art, Größe und Alter des Tieres wenige Stunden bis eine Woche dauern .
In dieser Zeit ist so eine Butterkrabbe nicht nur schutzlos, sondern auch stark geschwächt. Hier kommt dann zu tragen, dass sie sich möglicherweise über vorhandene Reserven hinaus verausgabt hat und diese zusätzliche Schwächung nun einerseits zeigt, das die reproduzierten Gliedmaßen nicht ausreichend mit Mineralien und Kalzium versorgt werden konnten und dazu der geschwächte Allgemeinzustand des Tieres keine Stabilisierung mehr zulässt.
Theoretisiert man hier weiter, könnte man mutmaßen, dass "etwas" dem betroffenen Tier signalisiert, das die zu umfangreich reproduzierten Gliedmaßen Ursache des desolaten Zustandes sind, so dass die Krabbe hier die Fähigkeit zu Autotomie (Abstossung von Gliedmaßen) nutzt, um sich des Problems zu entledigen - dies aber augenscheinlich auch nicht mehr funktionierte, möglicherweise ebenfalls aus dem schon stark angeschlagenen Zustand resultierend ( du schriebst ja von eingeklappten Augen über geraume Zeit).
Dies wäre eine "Idee", denn wie gesagt hier bewege ich mich im Bereich der Mutmaßungen, mit der man das erst erfolgte "Ablösen" der Schere erklären könnte. Eine andere ist, wie ich schon zuvor schrieb, dass die Krabbe versuchte mit dem Auffressen ihres alten Panzers schnell ihr Kalzium- und Mineralien-Defizit ausgleichen zu wollen, und bei dieser Aktion irgendwo an dem (ja noch harten und auch scharfkantigen) alten Panzer hängenbleib und sich so die (noch nicht ausgehärtete) Schere abriss. Wobei unseren Beobachtungen nach derart große Krabben so früh nach dem Verlassen des alten Panzers noch gar nicht fressen, sondern dies erstmals nach fortgeschrittener Aushärtung machen. Für diese Variante spricht die Tatsache, dass ein keine "saubere" Ablösung war, sondern da Fetzen übrigblieben. Möglicherweise war sie durch den geschwächten Allgemeinzustand (eben aufgrund einer deutlich zu frühen Häutung) einfach nicht in der Lage, die durchs Abreissen entstandenen Wunde schnell genug zu schließen, so dass sie zum einen zuviel Hämolymphe verlor und sich zum zweiten sich zusätzlich Bakterien in der Wunde etablieren konnten, die Verwesungsprozesse dann schon bei der noch lebenden Krabbe begonnen haben (daher der üble Geruch)
zunächst einmal tut es mir wirklich leid, dass deine Krabbe es nicht geschafft hat, trotzdem war es meiner Meinung nach einen Versuch wert. Wir haben sehr mit dir mitgefiebert und die Entwicklung mit viel Interesse verfolgt. Und auch wenn es im Endeffekt leider doch zu einem traurigen Schluß kam, können wir alle auch aus dieser deiner Beobachtung einiges lernen. Danke dass du uns daran teilhaben lassen hast.
Tatsächlich haben wir uns über deine Krabbe und ihren Häutungsverlauf hier umfangreiche Gedanken gemacht, ich versuche mal in Worte zu fassen, welche Überlegungen daraus resultieren.
Zunächst einmal setze ich gerade gedanklich voraus, dass du wie angekündigt keine Versuche unternommen hast, den Häutungsprozess in irgendeiner Form zu beschleunigen – bitte korrigiere mich, wenn ich da irre.
Dieser Verlauf zeigt nämlich in sehr prägnanter Weise, warum von solchen Maßnahmen besser Abstand genommen werden sollte, selbst innerhalb eines vom Tier gesteuerten Häutungszykluses kann es, wie leider hier geschehen, zu erheblichen Problemen kommen, das müssen wir als Halter nicht noch in unnötiger Weise provozieren.
Diesem Gedankengang weiter folgend gehen wir also davon aus, dass deine Krabbe selber die Häutung eingeleitet hat – dies aber meiner Einschätzung nach leider viel zu früh.
Anhand der Größe des Tieres und der dazu im Verhältnis reproduzierten Extremitäten scheinen mir grad mal acht Wochen (31.03 bis 25. 05.Wochen) einfach zu schnell, wir nehmen an, die Krabbe hatte für eine solch gravierende Reproduktion einfach noch nicht genügend Kalziumreserven und auch Energie aufbauen können, was auch die sehr blasse Farbe der neuen Scheren erklärt. Bei der Größe hätte ich eher einen Häutungszyklus von vier bis sechs Monaten als Minimum angenommen.
Bis zur aktiven Häutung selber lief wohl alles erstmal scheinbar problemlos, aber der Häutungsprozess beginnt weder, noch ist er mit dem Entschlüpfen aus der alten Hülle abgeschlossen. Vor dem Verlassen der alten Hülle müssen Krabben dem alten Panzer unter anderem Mineralien und Kalzium entziehen, um so ein Reservoir zu bilden, mit dessen Hilfe die neue Kutikula (Panzer) schnell kalzifiziert werden kann.
Schon für eine Häutung ohne Gliedmaßenreproduktion ist dies ein echter Kraftakt – müssen nun aber Gliedmaßen reproduziert werden, so müssen entsprechend mehr Reserven auch an Kalzium darauf verwendet werden. Die Scheren sind massenmäßig die größten nachzubildenen Gliedmaßen (Beine mögen ab und an länger sein, sind aber wesentlich filigraner) und hat sich also so eine Krabbe nu dazu "entschlossen" eine vorgezogene Häutung einzuleiten, um ihre "Hauptwerkzeuge" wieder zu bekommen, dann greift sie schon sehr massiv auf Reserven zurück, die sie aber möglicherweise in diesem Ausmaß noch gar nicht verfügbar hat. Nach dem Verlassen des Panzers greift dieses Defizit dann, denn durch die Aufnahme von Wasser oder Luft entfalten sich die Krabben erstmal zu ihrer kompletten Größe um die neue Kutikula auszufüllen. Die Aushärtung zum stabilen Exoskelett selber benötigt deutlich mehr Zeit und kann je nach Art, Größe und Alter des Tieres wenige Stunden bis eine Woche dauern .
In dieser Zeit ist so eine Butterkrabbe nicht nur schutzlos, sondern auch stark geschwächt. Hier kommt dann zu tragen, dass sie sich möglicherweise über vorhandene Reserven hinaus verausgabt hat und diese zusätzliche Schwächung nun einerseits zeigt, das die reproduzierten Gliedmaßen nicht ausreichend mit Mineralien und Kalzium versorgt werden konnten und dazu der geschwächte Allgemeinzustand des Tieres keine Stabilisierung mehr zulässt.
Theoretisiert man hier weiter, könnte man mutmaßen, dass "etwas" dem betroffenen Tier signalisiert, das die zu umfangreich reproduzierten Gliedmaßen Ursache des desolaten Zustandes sind, so dass die Krabbe hier die Fähigkeit zu Autotomie (Abstossung von Gliedmaßen) nutzt, um sich des Problems zu entledigen - dies aber augenscheinlich auch nicht mehr funktionierte, möglicherweise ebenfalls aus dem schon stark angeschlagenen Zustand resultierend ( du schriebst ja von eingeklappten Augen über geraume Zeit).
Dies wäre eine "Idee", denn wie gesagt hier bewege ich mich im Bereich der Mutmaßungen, mit der man das erst erfolgte "Ablösen" der Schere erklären könnte. Eine andere ist, wie ich schon zuvor schrieb, dass die Krabbe versuchte mit dem Auffressen ihres alten Panzers schnell ihr Kalzium- und Mineralien-Defizit ausgleichen zu wollen, und bei dieser Aktion irgendwo an dem (ja noch harten und auch scharfkantigen) alten Panzer hängenbleib und sich so die (noch nicht ausgehärtete) Schere abriss. Wobei unseren Beobachtungen nach derart große Krabben so früh nach dem Verlassen des alten Panzers noch gar nicht fressen, sondern dies erstmals nach fortgeschrittener Aushärtung machen. Für diese Variante spricht die Tatsache, dass ein keine "saubere" Ablösung war, sondern da Fetzen übrigblieben. Möglicherweise war sie durch den geschwächten Allgemeinzustand (eben aufgrund einer deutlich zu frühen Häutung) einfach nicht in der Lage, die durchs Abreissen entstandenen Wunde schnell genug zu schließen, so dass sie zum einen zuviel Hämolymphe verlor und sich zum zweiten sich zusätzlich Bakterien in der Wunde etablieren konnten, die Verwesungsprozesse dann schon bei der noch lebenden Krabbe begonnen haben (daher der üble Geruch)