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POTAMONAUTES LIRRANGENSIS (Blaue Malawiseekrabbe)
#1
Text: Monika Rademacher

Wissenschaftlicher Name: Potamonautes lirrangensis (zeitweise/Synonym: Potamonautes orbitospinus )

Deutscher Name: "Blaue Malawiseekrabbe"

   

Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller), Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Potamoidea, Familie Potamonautidae, Unterfamilie Potamonautinae, Gattung Potamonautes, Art Potamonautes lirrangensis


Herkunft/Verbreitung: Malawisee in Ostafrika (Kongo, Malawi, Mosambik, Tansania)


Aussehen: Panzer kräftig-  bis stahl-blau zu den Fußspitzen und Scherenfingern hin manchmal in weiß, manchmal beige-braun schattiert auslaufend, Bauchklappe weiß bis hell-blau schattiert; Unterseiten von Beinen und Scherenarmen weiß; Gelenkhäute intensiv rot; viele Konturen weiß gezeichnet. Beide Geschlechter weisen eine dominante Schere auf, die entweder rechts oder links vorhanden sein kann. Körper insgesamt eher abgeflacht, unbehaarte Extremitäten.

   

Weitere Bilder hier: http://www.panzerwelten.de/photos/index....tegory/408

Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale, spitz auslaufende Bauchklappe, Weibchen eine breite, rundliche Bauchklappe, die den kompletten Bauchraum bedeckt.

Größe: mindestens 12 cm Carapax-Breite

Alterserwartung: mehrere Jahre

Haltungstemperatur: 22 bis 26°C

Beckengröße/Besatz: Empfehlenswert scheint eine Einzeltierhaltung in Aquarien ab 100 cm Kantenlänge. Eine Paarhaltung (1.1) ist generell schwierig und kann nur in ausreichend großen Aquarien (ab 150 cm Kantenlänge) versucht werden. Es verbleibt dabei jedoch immer das Risiko, dass sich die Tiere als unverträglich erweisen.

   

Beckeneinrichtung: Aquarium mit Aufsitz-Möglichkeiten, auf denen sich die Tiere bei Bedarf oberhalb der Wasseroberfläche aufhalten können. Als Bodengrund eignen sich Sand oder feiner Kies. Für den Versuch einer Paarhaltung müssen im Becken vielfältige Versteck- und Ausweichmöglichkeiten eingebracht werden, so dass sich die Tiere effektiv aus dem Weg gehen können. Hier gilt: Viel hilft viel, je mehr Strukturelemente im Becken sind, dedo seltener laufen die Krabben sich über den weg, womit sich Konfrontationssituationen mit daraus resultierenden Konflikten minimieren.

   

Futter:
Als erstes hier ein wichtiger Hinweis bezüglich Lebensmitteln, die auf keinen Fall verfüttert werden dürfen:
Lebensmittel, die Oxalsäure enthalten, dürfen keinesfalls roh verfüttert werden, da die löslichen Salze der Oxalsäure toxisch wirken. Und einige dürfen überhaupt nicht verfüttert werden,
Petersilie mit bis zu 185 mg/100 g Frischgewicht zählt zu denen, die überhaupt nicht verfüttert werden dürfen, ebenso sollte man
Sauerklee und Sauerampfer nicht verfüttern
Mangold und Spinat im rohem Zustand weisen zwar auch einen hohen Oxalsäuregehalt auf und dürfen daher nicht roh verfüttert werden, man kann ihn jedoch  blanchieren und dann anbieten, da durch  Erhitzen der größte Teil der Oxalsäure zerfällt.
• Ebenfalls sollten keine Nahrungsmittel verfüttert werden, die in erhöhtem Maße Blausäure enthalten, dazu zählen Bohnen, Maniok, rohe Bambussprossen, unreif Holunderbeeren sowie diverse Obstkerne ( Kirsche, Aprikose etc)
• Auch von der Verfütterung von Zitrusfrüchten und Früchten mit hohem Fruchtsäuregehalt sollte man absehen ebenso wie von Lebensmitteln, die Kupfer enthalten.

   
Steine immer fixieren, denn Krabben mobilisieren enorme Kräfte, wenn sie umräumen wollen

 Allesfresser mit starker Tendez zu karnivorer Ernährung
• Lebendfutter: Regenwürmer, Mückenlarven, Schnecken
• Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch

• Fleischliches (seltener): Hühnerknochen mit Fleischresten (gegart und etwas abgespült)
• Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl} 
• Pflanzliches: ab und an wird Gemüse und Obst (Erbsen, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube) Möhre (gekocht oder roh geraspelt); Kartoffel und Reis (gekocht))       angenommen
Wasserpflanzen werden nur sehr selten vertilgt.

Eine Kalziumquelle in Form von Sepiaschulp oder Kalzium-Pulver in eigenen Futtersticks verwendet muss immer im Haltungsbecken vorhanden sein!




Verhalten:
Diese vorwiegend aquatil lebenden Krabben weisen auch innerartlich ein hohes Aggressionspotential auf, insofern ist eine Einzeltierhaltung zu bevorzugen.  Gegebenenfalls kann in ausreichend großen Becken (ab Kantenlänge 150 cm) eine Paarhaltung möglich sein, jedoch verbleibt auch unter großzügig bemessenem Platz immer ein Risiko dahingehend, dass es zu Revierkämpfen und Kannibalismus kommen kann. Diese Konfrontationen lassen sich geschlechtsunabhängig beobachten; P. lirrangensis sind solitär-lebend und dulden Artgenossen nur zu Paarungszwecken in unmittelbarer Nähe.

   

Nicht zu unterschätzen ist die hohe Ausbruchsmotivation dieser Krabbenart, immer wieder wird von Tieren berichtet, die aus unzureichend gesicherten Haltungsbecken entwichen sind und in Folge des daraus resultierenden Feuchtigkeitsmangels verstarben. Jede Öffnung, die den Tieren genug Raum bietet, sich durchzuquetschen, wird als willkommener Ausgang genutzt. Um solche Sicherheitslücken zu erreichen, benötigen die Krabben keine speziellen Kletterhilfen; die Silikonnaht eines Aquariums reicht ihnen völlig aus, um sich dort einzuhaken und hochzuhangeln.

   

Vermehrung: Die Vermehrung erfolgt als spezialisierter Fortpflanzungstyp; die Weibchen tragen das Eipaket unter dem Pleon, wo die Eier an den Pleopoden angeheftet sind. Dort geschützt werden die Eier bis zum Schlupf der Jungkrabben herumgetragen und nach dem Schlupf verbleiben die Jungtiere noch einige Zeit in dieser gewohnten Bruthöhle bei der Mutter. Die Eigröße beträgt anfangs etwa 1mm im Durchmesser und wächst später auf bis zu 5mm heran. Sind befruchtete Eier im frühen Trächtigkeitsstadium noch hell-orange, so wechselt ihre Farbe zunächst zu braun, dann zu schmutzig-grau, bis sie kurz vor dem Schlupf schwarz werden. (Neil Cumberlidge 1999).
Die Weibchen produzieren vermutlich mindestens 200 Eier pro Gelege, die  Trächtigskeitsdauer umfasst mindestens sechs, vermutlich aber acht oder mehr Wochen. Auch wenn man nur ein einzelnes Weibchen dieser Krabbenart pflegt, kann sich überraschend Nachwuchs einstellen, da die Krabben von den Männchen angeheftete Spermatophoren für einen Zeitraum von mehr als einem Jahr nach Verpaarung speichern und mit diesen mehrere Eipakete befruchten können.

   

Bei der Aufzucht der Jungtiere muss man mit teils ausgeprägtem Kannibalismus unter den Jungtieren rechnen. Uns wurde von einer Aufzucht berichtet, bei der mittels Separieren in einzelnen 0,5 L-Flaschen (belüftet) recht viele  Jungkrabben heranwachsen konnte. Ebenso von einer anderen Aufzucht, bei der in einem großen Haltungsbecken mit sehr vielen Steinaufbauten Jungkrabben sogar im Elternbecken überlebten.

Vergesellschaftungsmöglichkeit: Verschiedene Halter berichteten in der Vergangenheit, dass diese Scherenträger sich gegenüber gesunden, lebenden Fischen weitestgehend friedlich verhielten, mit gelegentlichen Jagdversuchen muss jedoch gerechnet werden. Kränkelnde oder geschwächte Fische, ebenso wie Tiere, die sich in die Enge treiben lassen, werden erbeutet und verspeist. In Vergesellschaftung mit größeren Fischen wurde auch von Attacken der Fische gegen die Krabben berichtet, jedoch schienen diese die Krabben nicht wirklich zu beinträchtigen und wurden von den Fischen nach einer Weile auch wieder eingestellt. Ebenfalls wurde von Haltern berichtet, dass sich die Fütterung der Krabben in Gesellschaftsbecken teilweise schwierig gestalte, da oftmals die Fische deutlich schneller am Futter seien. Um einer Minder- oder Mangelernährung vorzubeugen, empfiehlt sich eine gezielte Fütterung der Krabben mittels Pinzette oder ähnlichem.

Auch eine Vergesellschaftung mit Zwerggarnelen und Schnecken sind denkbar, jedoch können und werden Schnecken durchaus auch verspeist werden. Auch von massiven Verlusten bei Garnelen wurde uns berichtet. Es muss also gut überlegt werden, ob man bereit ist, solcherlei Verlusten zu akzeptieren.

   
LG
Moni
aka Ygra

[Bild: 300pw-harlek3.jpg]
Wer anderen in den Hintern kriecht muss sich nicht wundern, wenn er ihnen irgendwann zum Hals raus hängt
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