Monday, 3. November 2008, 2:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Monday, 20. February 2017, 13:00 von Moni Rademacher.)
Text: Oliver Mengedoht, Monika Rademacher
Fotos: Oliver Mengedoht
Wissenschaftlicher Name: Carcinus maenas
Deutscher Name: Strandkrabbe
Andere Namen: "Dwarslöper" (plattdt.: Querläufer), Shore Crab, European Shore Crab, Green Crab, European Green Crab, Applejacks, Addlers
Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller), Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Portunoidea, Familie Portunidae (Schwimmkrabben), Unterfamilie Carcininae, Gattung Carcinus, Art Carcinus maenas
weitere Fotos: http://www.panzerwelten.de/photos/index....ategory/47
Herkunft/Verbreitung: Carcinus maenas lebt an allen Arten von Meeresküsten bis zu einer Tiefe von 60 Metern, aber vornehmlich am Strand und im flachen Wasser. Natürliches Vorkommen dieser häufigsten Art an der Nordsee Art ist Nordwest-Europa (von Norwegen an) bis hin zum Mittelmeer, Baltischem Meer und nordafrikanischen Atlantik (Mauretanien). Eine natürliche Grenze ist die salzärmere Ostsee, weil der Energieaufwand für die osmotische Regulation bei ständig hereindiffundierendem Süßwasser hoch ist und nicht genug Energie zum Leben bleibt.
Inzwischen kommt die Art weltweit vor.
Auch in Nordamerika ist die "Strandkrabbe" als Neozoon eingewandert (1817: Masachusetts; heute von Nova Scotia bis Virginia), ebenso in Asien und Australien. In den 1890er Jahren tauchte die Art in Australien auf (Victoria, 1971: New South Wales, 1976: Süd-Australien, 1993: Tasmanien), 1983 in Südafrika, 1989 an der US-Pazifikküste in der Bucht von San Francisco (USA), 1997 in Oregon und 1998 in Washington (USA) sowie 1999 in British Columbia (Kanada). 2003 wurde Carcinus maenas auch in Argentinien heimisch, mittlerweile offenbar auch in Japan (möglicherweise handelt es sich hier aber um die Mittelmeerart C. aestuarii oder einen Hybriden der beiden Arten).
Einzelne Exemplare, die noch nicht zu stabilen Populationen führten, wurden bereits in Brasilien, Panama, Hawaii, Madagaskar, im Roten Meer, Pakistan, Sri Lanka und Burma gesichtet.
Aussehen: Fünf prominente Zacken am Vorderen Seitenrand (hinter dem Auge), drei runde Zacken zwischen den Augen. Die Grundfarbe variiert von grau über braun bis hin zu grün oder rot. Einer Quelle nach sind Männchen eher grün und Weibchen rötlich, gleichzeitig sollen die Farben mit dem Alter variieren. Eine andere Quelle besagt, dass etwa fünf Prozent der erwachsenen Tiere grün sind.
In einer anderen Erklärung heißt es, dass die farbliche Variation eine genetische Komponente hat, aber auch von Umweltfaktoren abhängt. Demnach bekämen Individuen, die eine Häutung verzögern, eher eine rötliche als grünliche Färbung und rötliche Tiere seien stärker und aggressiver, aber weniger tolerant gegenüber Umgebungsvariablen wie niedriger Salinität oder Sauerstoffmangel.
Jungtiere weisen die größte Bandbreite an möglichen Färbungen auf und haben nicht selten rote, schwarze oder weiße Flecken oder auch Kombinationen dieser Farben.
Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale Bauchtasche (bei der zudem das 3. bis 5. Segment miteinander verwachsen sind), Weibchen eine breite Bauchtasche, die nahezu den gesamten Abdomen bedeckt. Männchen haben wuchtigere Scheren.
Größe: bis 10 cm Carapax-Breite (ca. 150 Gramm), Männchen größer als Weibchen
Beispiel für ein kleines Strand-Aqua-Terrarium mit Brackwasser für Jungkrabben.
Alterserwartung: bis ca. 6 Jahre (möglicherweise Weibchen nur 4 Jahre)
Temperatur: 0 bis 30 Grad Celsius
Beckengröße/Besatz: Einzelexemplar: ab 60 cm Beckenlänge, eher größer
In der Natur finden sich auf einem Quadratmeter Wattboden bis zu 200 kleine, 0,5 Zentimeter große Jungkrabben. Selbstredend funktioniert eine solche Besatzdichte im Aquarium nicht! Für ein ausgewachsenes Exemplar von 6 cm Panzerbreite und mehr wäre ein 60cm-Becken sicher bereits zu klein. Da die Art recht aggressiv ist, hängt also viel von der jeweiligen Größe ab – in einem 500-Liter-Becken könnte eine ausgewachsene Vierergruppe miteinander klarkommen, 4 bis 6 Jungtiere von unter 2 cm Panzerbreite sollte man hingegen auch in einem 60cm-Becken halten können…
Beckeneinrichtung: Nordsee- oder Brackwasser-Aquarium, möglichst mit Landteil (Sandstrand, Felsen), auch (tropisches) Meerwasser-Aquarium möglich
Das natürliche Habitat (hier bei Cuxhaven): Strand- und Wattgebiete.
Futter: krabbentypische Allesfresser. Strandkrabben sind gefräßige Räuber. Zu ihrer typischen Nahrung in der Natur zählen Muscheln, Austern, Strandschnecken, Würmer, Kleinkrebse, Fische, Aas und kleinere oder frisch gehäutete Artgenossen, aber auch Algen.
• Mulm, Wasserpflanzen, Schnecken
• Pflanzliches: fast alles an Gemüse und Obst, was es gibt (Erbsen, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube, Tomate, Rosenkohl) außer Petersilie und Bohnen oder anderem, was zuviel Blausäure oder Oxalsäure enthält oder Kupfer; Möhre (gekocht); Kartoffel und Reis (gekocht) oder Nudel (roh – aber nicht lange, trübt das Wasser und bringt es über länger dann zum Kippen); keine Zitrusfrüchte wegen des Säuregehalts
• Trockenfutter: Welstabletten, Fisch(flocken)futter, Futtersticks, Spirulina-Tabs, Krebstabs, Gammarus
• Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch
• Lebendfutter: Regenwürmer (am besten allerdings zerteilt, sonst graben sich die Würmer womöglich – auch unter Wasser! – ein, ertrinken und verfaulen unbemerkt)
• Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl}
• Kalkhaltiges: Sepiaschale, zerdrückte Eierschalen oder Calcium-Pulver als Komponente in selbst hergestelltem Futter
Strandkrabbe buddelt sich mit den Hinterbeinen voran ein.
Verhalten: Carcinus maenas ist eine aggressive Art, die rund um die Uhr aktiv sein kann. Verschiedene Quellen listen sie als besonders aktiv bei Nacht und Flut, bei Tag oder "rund um die Uhr".
Kaum noch zu erkennen harrt sie dann der Entwicklung der Dinge.
Vermehrung: unspezifisch über mehrere Larvalstadien. Eine Paarung ist nur möglich, wenn das Weibchen sich frisch gehäutet hat – um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen und das Weibchen vor der Begattung mit anderen Männchen zu schützen, tragen Männchen im Frühjahr oder Sommer die Weibchen oft mehrere Tage vor der Häutung mit sich herum. Das Weibchen trägt nach der Paarung bis zu 200.000 Eier, die schließlich als pelagische (freischwimmende) Larven schlüpfen. Es gibt nach der Protozoea vier Zoea-Stadien und eine Megalopa-Larve, bevor die Jungkrabben an den Strand zurückkehren.
Die jungen Krabben leben gerne im Seegras und häuten sich alle paar Tage (und pumpen sich mit Wasser auf, um im weichen Stadium zu wachsen) und können bereits nach einer Woche im Watt einen halben Zentimeter Panzerbreite erreichen. Im ersten Lebensjahr kann Carcinus maenas wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bereits 1,5 cm Carapax-Breite erreichen. Die Jungtiere wandern dann zur Überwinterung in tiefere Wasserzonen.
Vergesellschaftungsmöglichkeit: Nur mit Arten, wo man Verluste in Kauf nimmt (das betrifft sowohl andere Krabbenarten, Schnecken oder andere Wirbellose und Fische). Alles, was kleiner oder genauso groß ist, wird als potentielle Nahrung angesehen.
Diese Krabbe ist derart mit Seepocken zugewachsen, dass sie nicht mal mehr ihr rechtes Auge bewegen kann. Wenn sie sich nicht bald häutet, werden die Seepocken auch ihre Mundwerkzeuge überwachsen und sie wird verhungern.
Bemerkungen:
• Carcinus maenas wurde zu einer der 100 schlimmsten Invasoren weltweit (World's worst invaders) gewählt.
• Die Art lebt an allen geschützen und halb-geschützten marinen und estuarinen Habitaten, inklusive Matsch, Sand- oder Felsensubstraten, in Unterwasservegetatation wie Salzwiesen – weiche Böden werden allerdings bevorzugt. Carcinus maenas ist euryhalin, d.h. es kann in verschiedensten Salinitäten leben, als Adulti in 4 bis 52 Promille. C. maenas kann allerdings nicht die Tiefsee durchqueren.
• C. maenas ist die häufigste Art an der Nordsee. Obwohl sie zu den Schwimmkrabben (Portunidae) gehört, hat sie keine Schwimmbeine. Sie ist das prominenteste und augenfälligste Krebstier im deutschen Watt und frisst bis zu 10 Prozent der Biomasse dort auf (in Tasmanien gilt sie als Hauptgrund für die Sterblichkeit von hemischen Krabben und Weichtieren; in Kalifornien als Verursacher des Rückgangs heimischer Muscheln). Gleichzeitig ist die Strandkrabbe eine wichtige Nahrung für Vögel (Möwen, Enten) und größere Fische (Scholle, Aal und Kabeljau) sowie die Krabbe Callinectus sapidus. In Gefangenschaft wurde C. maenas auch von Taschenkrebsen (Cancer pagurus), Hummern (Homarus gammarus) und Callinectes sapidus getötet – wobei insbesondere erstere beiden in der Natur der Strandkrabbe relativ selten begegnen.
Verschiedenste Färbungen sind möglich.
• Bei Ebbe wandern insbesondere ältere Tiere oft mit dem Wasser hinaus, um mit der Flut wiederzukommen. Wenn das Watt trockenfällt, bevor sie ihre Verstecke an Prielrändern, Wasserlöchern oder in Muschelbänken erreichen, graben sie sich ein. Bei Trockenheit können sie Luft atmen und mit feuchten Kiemen bis zu zwölf Stunden überleben. In den Kiemen gesammeltes Wasser wird über den Panzer wieder ins Körperinnere zirkuliert, wobei es durch den unterschiedlichen Sauerstoffgehalt in Luft und Wasser wieder an Sauerstoff zunimmt und erneut "veratmet" werden kann.
Im Winter dagegen ziehen sich die älteren Tiere mit der Ebbe in tieferes Wasser zurück oder überwintern im Watt vergraben. In Süß- oder Brackwasser findet man die Strandkrabbe nur im Sommer, bei kälterem Wasser funktioniert die Osmoregulation nicht mehr so gut und die Tiere müssen sich in salzigere Regionen zurückziehen. Im Sommer verlassen sie gern das Wasser und atmen atmosphärischen Sauerstoff etwa auf Steinen.
Drei Jungtiere.
• Bedrohte Krabben richten sich meist auf und drohen mit ihren Scheren – von denen übrigens die größere dem Aufbrechen harter Gegenstände wie Muscheln dient, die kleinere hingegen dem Durchschneiden weicherer Materialien. Falls sie an einem Bein oder einer Schere gepackt werden, können sie dieses Gliedmaß abwerfen (Autotomie) und die Flucht antreten – abgetrennte Gliedmaßen wachsen schließlich bei der nächsten Häutung nach.
Ein Jungtier neben seinem alten Panzer.
• C. maenas ist eine invasive Art, die fast die ganze Welt erobert hat. Vor allem mit dem Ballastwasser von Schiffen verbreiten sich die planktonischen Larven. Wie bei invasiven Arten häufig, sind sie in neuen Gebieten erfolgreicher (wegen des Fehlens natürlicher Parasiten) und verdrängen dadurch heimische Arten, zudem werden sie größer.
Jungtier mit schwarzen und weißen Flecken.
• Außerdem ist C. maenas sehr anpassungsfähig in Sachen Temperatur und Salinität (s.o.). Selbst auf die Larven trifft dies zu. Nur im ersten Larvenstadium (Zoea I) ist eine Salinität von über 17 Promille nötig – allen folgenden Larvenstadien genügen 10,2 bis 44,3 Promille Salzgehalt, Jungkrabben kommen sogar mit nur 5,3 Promille klar. Bei nur 1 Promille Salzgehalt sterben auch 80 bis 100 Prozent der Jungkrabben binnen eines Tages.
• In den letzten Jahren wird C. maenas in Europa (Frankreich, Spanien, Niederlande, Deutschland und Portugal) seinerseits von Invasoren verdrängt: Vor allem die Arten Hemigrapsus sanguineus und H. takanoi (Asiatische Strandkrabbe) machen der Europäischen Strandkrabbe mit einer höheren Reproduktionsrate und hoher Aggressivität zu schaffen und haben die heimische Art schon jetzt nach wenigen Jahren von manchen Stränden fast vollständig vertrieben. Diesen Arten wird das Potential zugeschrieben, C. maenas möglicherweise komplett zu verdrängen.
• C. maenas ist häufig von dem Parasitenkrebs Sacculina carcini befallen
•• http://de.wikipedia.org/wiki/Sacculina
•• http://sabella.mba.ac.uk/1158/01/Notes_o...ompson.pdf
•• http://www.werc.usgs.gov/chis/Goddardetal05.pdf
•• http://discovermagazine.com/2000/aug/cover
•• http://www.sgnis.org/publicat/kurigodd.htm
Fotos: Oliver Mengedoht
Wissenschaftlicher Name: Carcinus maenas
Deutscher Name: Strandkrabbe
Andere Namen: "Dwarslöper" (plattdt.: Querläufer), Shore Crab, European Shore Crab, Green Crab, European Green Crab, Applejacks, Addlers
Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller), Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Portunoidea, Familie Portunidae (Schwimmkrabben), Unterfamilie Carcininae, Gattung Carcinus, Art Carcinus maenas
weitere Fotos: http://www.panzerwelten.de/photos/index....ategory/47
Herkunft/Verbreitung: Carcinus maenas lebt an allen Arten von Meeresküsten bis zu einer Tiefe von 60 Metern, aber vornehmlich am Strand und im flachen Wasser. Natürliches Vorkommen dieser häufigsten Art an der Nordsee Art ist Nordwest-Europa (von Norwegen an) bis hin zum Mittelmeer, Baltischem Meer und nordafrikanischen Atlantik (Mauretanien). Eine natürliche Grenze ist die salzärmere Ostsee, weil der Energieaufwand für die osmotische Regulation bei ständig hereindiffundierendem Süßwasser hoch ist und nicht genug Energie zum Leben bleibt.
Inzwischen kommt die Art weltweit vor.
Auch in Nordamerika ist die "Strandkrabbe" als Neozoon eingewandert (1817: Masachusetts; heute von Nova Scotia bis Virginia), ebenso in Asien und Australien. In den 1890er Jahren tauchte die Art in Australien auf (Victoria, 1971: New South Wales, 1976: Süd-Australien, 1993: Tasmanien), 1983 in Südafrika, 1989 an der US-Pazifikküste in der Bucht von San Francisco (USA), 1997 in Oregon und 1998 in Washington (USA) sowie 1999 in British Columbia (Kanada). 2003 wurde Carcinus maenas auch in Argentinien heimisch, mittlerweile offenbar auch in Japan (möglicherweise handelt es sich hier aber um die Mittelmeerart C. aestuarii oder einen Hybriden der beiden Arten).
Einzelne Exemplare, die noch nicht zu stabilen Populationen führten, wurden bereits in Brasilien, Panama, Hawaii, Madagaskar, im Roten Meer, Pakistan, Sri Lanka und Burma gesichtet.
Aussehen: Fünf prominente Zacken am Vorderen Seitenrand (hinter dem Auge), drei runde Zacken zwischen den Augen. Die Grundfarbe variiert von grau über braun bis hin zu grün oder rot. Einer Quelle nach sind Männchen eher grün und Weibchen rötlich, gleichzeitig sollen die Farben mit dem Alter variieren. Eine andere Quelle besagt, dass etwa fünf Prozent der erwachsenen Tiere grün sind.
In einer anderen Erklärung heißt es, dass die farbliche Variation eine genetische Komponente hat, aber auch von Umweltfaktoren abhängt. Demnach bekämen Individuen, die eine Häutung verzögern, eher eine rötliche als grünliche Färbung und rötliche Tiere seien stärker und aggressiver, aber weniger tolerant gegenüber Umgebungsvariablen wie niedriger Salinität oder Sauerstoffmangel.
Jungtiere weisen die größte Bandbreite an möglichen Färbungen auf und haben nicht selten rote, schwarze oder weiße Flecken oder auch Kombinationen dieser Farben.
Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale Bauchtasche (bei der zudem das 3. bis 5. Segment miteinander verwachsen sind), Weibchen eine breite Bauchtasche, die nahezu den gesamten Abdomen bedeckt. Männchen haben wuchtigere Scheren.
Größe: bis 10 cm Carapax-Breite (ca. 150 Gramm), Männchen größer als Weibchen
Beispiel für ein kleines Strand-Aqua-Terrarium mit Brackwasser für Jungkrabben.
Alterserwartung: bis ca. 6 Jahre (möglicherweise Weibchen nur 4 Jahre)
Temperatur: 0 bis 30 Grad Celsius
Beckengröße/Besatz: Einzelexemplar: ab 60 cm Beckenlänge, eher größer
In der Natur finden sich auf einem Quadratmeter Wattboden bis zu 200 kleine, 0,5 Zentimeter große Jungkrabben. Selbstredend funktioniert eine solche Besatzdichte im Aquarium nicht! Für ein ausgewachsenes Exemplar von 6 cm Panzerbreite und mehr wäre ein 60cm-Becken sicher bereits zu klein. Da die Art recht aggressiv ist, hängt also viel von der jeweiligen Größe ab – in einem 500-Liter-Becken könnte eine ausgewachsene Vierergruppe miteinander klarkommen, 4 bis 6 Jungtiere von unter 2 cm Panzerbreite sollte man hingegen auch in einem 60cm-Becken halten können…
Beckeneinrichtung: Nordsee- oder Brackwasser-Aquarium, möglichst mit Landteil (Sandstrand, Felsen), auch (tropisches) Meerwasser-Aquarium möglich
Das natürliche Habitat (hier bei Cuxhaven): Strand- und Wattgebiete.
Futter: krabbentypische Allesfresser. Strandkrabben sind gefräßige Räuber. Zu ihrer typischen Nahrung in der Natur zählen Muscheln, Austern, Strandschnecken, Würmer, Kleinkrebse, Fische, Aas und kleinere oder frisch gehäutete Artgenossen, aber auch Algen.
• Mulm, Wasserpflanzen, Schnecken
• Pflanzliches: fast alles an Gemüse und Obst, was es gibt (Erbsen, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube, Tomate, Rosenkohl) außer Petersilie und Bohnen oder anderem, was zuviel Blausäure oder Oxalsäure enthält oder Kupfer; Möhre (gekocht); Kartoffel und Reis (gekocht) oder Nudel (roh – aber nicht lange, trübt das Wasser und bringt es über länger dann zum Kippen); keine Zitrusfrüchte wegen des Säuregehalts
• Trockenfutter: Welstabletten, Fisch(flocken)futter, Futtersticks, Spirulina-Tabs, Krebstabs, Gammarus
• Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch
• Lebendfutter: Regenwürmer (am besten allerdings zerteilt, sonst graben sich die Würmer womöglich – auch unter Wasser! – ein, ertrinken und verfaulen unbemerkt)
• Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl}
• Kalkhaltiges: Sepiaschale, zerdrückte Eierschalen oder Calcium-Pulver als Komponente in selbst hergestelltem Futter
Strandkrabbe buddelt sich mit den Hinterbeinen voran ein.
Verhalten: Carcinus maenas ist eine aggressive Art, die rund um die Uhr aktiv sein kann. Verschiedene Quellen listen sie als besonders aktiv bei Nacht und Flut, bei Tag oder "rund um die Uhr".
Kaum noch zu erkennen harrt sie dann der Entwicklung der Dinge.
Vermehrung: unspezifisch über mehrere Larvalstadien. Eine Paarung ist nur möglich, wenn das Weibchen sich frisch gehäutet hat – um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen und das Weibchen vor der Begattung mit anderen Männchen zu schützen, tragen Männchen im Frühjahr oder Sommer die Weibchen oft mehrere Tage vor der Häutung mit sich herum. Das Weibchen trägt nach der Paarung bis zu 200.000 Eier, die schließlich als pelagische (freischwimmende) Larven schlüpfen. Es gibt nach der Protozoea vier Zoea-Stadien und eine Megalopa-Larve, bevor die Jungkrabben an den Strand zurückkehren.
Die jungen Krabben leben gerne im Seegras und häuten sich alle paar Tage (und pumpen sich mit Wasser auf, um im weichen Stadium zu wachsen) und können bereits nach einer Woche im Watt einen halben Zentimeter Panzerbreite erreichen. Im ersten Lebensjahr kann Carcinus maenas wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bereits 1,5 cm Carapax-Breite erreichen. Die Jungtiere wandern dann zur Überwinterung in tiefere Wasserzonen.
Vergesellschaftungsmöglichkeit: Nur mit Arten, wo man Verluste in Kauf nimmt (das betrifft sowohl andere Krabbenarten, Schnecken oder andere Wirbellose und Fische). Alles, was kleiner oder genauso groß ist, wird als potentielle Nahrung angesehen.
Diese Krabbe ist derart mit Seepocken zugewachsen, dass sie nicht mal mehr ihr rechtes Auge bewegen kann. Wenn sie sich nicht bald häutet, werden die Seepocken auch ihre Mundwerkzeuge überwachsen und sie wird verhungern.
Bemerkungen:
• Carcinus maenas wurde zu einer der 100 schlimmsten Invasoren weltweit (World's worst invaders) gewählt.
• Die Art lebt an allen geschützen und halb-geschützten marinen und estuarinen Habitaten, inklusive Matsch, Sand- oder Felsensubstraten, in Unterwasservegetatation wie Salzwiesen – weiche Böden werden allerdings bevorzugt. Carcinus maenas ist euryhalin, d.h. es kann in verschiedensten Salinitäten leben, als Adulti in 4 bis 52 Promille. C. maenas kann allerdings nicht die Tiefsee durchqueren.
• C. maenas ist die häufigste Art an der Nordsee. Obwohl sie zu den Schwimmkrabben (Portunidae) gehört, hat sie keine Schwimmbeine. Sie ist das prominenteste und augenfälligste Krebstier im deutschen Watt und frisst bis zu 10 Prozent der Biomasse dort auf (in Tasmanien gilt sie als Hauptgrund für die Sterblichkeit von hemischen Krabben und Weichtieren; in Kalifornien als Verursacher des Rückgangs heimischer Muscheln). Gleichzeitig ist die Strandkrabbe eine wichtige Nahrung für Vögel (Möwen, Enten) und größere Fische (Scholle, Aal und Kabeljau) sowie die Krabbe Callinectus sapidus. In Gefangenschaft wurde C. maenas auch von Taschenkrebsen (Cancer pagurus), Hummern (Homarus gammarus) und Callinectes sapidus getötet – wobei insbesondere erstere beiden in der Natur der Strandkrabbe relativ selten begegnen.
Verschiedenste Färbungen sind möglich.
• Bei Ebbe wandern insbesondere ältere Tiere oft mit dem Wasser hinaus, um mit der Flut wiederzukommen. Wenn das Watt trockenfällt, bevor sie ihre Verstecke an Prielrändern, Wasserlöchern oder in Muschelbänken erreichen, graben sie sich ein. Bei Trockenheit können sie Luft atmen und mit feuchten Kiemen bis zu zwölf Stunden überleben. In den Kiemen gesammeltes Wasser wird über den Panzer wieder ins Körperinnere zirkuliert, wobei es durch den unterschiedlichen Sauerstoffgehalt in Luft und Wasser wieder an Sauerstoff zunimmt und erneut "veratmet" werden kann.
Im Winter dagegen ziehen sich die älteren Tiere mit der Ebbe in tieferes Wasser zurück oder überwintern im Watt vergraben. In Süß- oder Brackwasser findet man die Strandkrabbe nur im Sommer, bei kälterem Wasser funktioniert die Osmoregulation nicht mehr so gut und die Tiere müssen sich in salzigere Regionen zurückziehen. Im Sommer verlassen sie gern das Wasser und atmen atmosphärischen Sauerstoff etwa auf Steinen.
Drei Jungtiere.
• Bedrohte Krabben richten sich meist auf und drohen mit ihren Scheren – von denen übrigens die größere dem Aufbrechen harter Gegenstände wie Muscheln dient, die kleinere hingegen dem Durchschneiden weicherer Materialien. Falls sie an einem Bein oder einer Schere gepackt werden, können sie dieses Gliedmaß abwerfen (Autotomie) und die Flucht antreten – abgetrennte Gliedmaßen wachsen schließlich bei der nächsten Häutung nach.
Ein Jungtier neben seinem alten Panzer.
• C. maenas ist eine invasive Art, die fast die ganze Welt erobert hat. Vor allem mit dem Ballastwasser von Schiffen verbreiten sich die planktonischen Larven. Wie bei invasiven Arten häufig, sind sie in neuen Gebieten erfolgreicher (wegen des Fehlens natürlicher Parasiten) und verdrängen dadurch heimische Arten, zudem werden sie größer.
Jungtier mit schwarzen und weißen Flecken.
• Außerdem ist C. maenas sehr anpassungsfähig in Sachen Temperatur und Salinität (s.o.). Selbst auf die Larven trifft dies zu. Nur im ersten Larvenstadium (Zoea I) ist eine Salinität von über 17 Promille nötig – allen folgenden Larvenstadien genügen 10,2 bis 44,3 Promille Salzgehalt, Jungkrabben kommen sogar mit nur 5,3 Promille klar. Bei nur 1 Promille Salzgehalt sterben auch 80 bis 100 Prozent der Jungkrabben binnen eines Tages.
• In den letzten Jahren wird C. maenas in Europa (Frankreich, Spanien, Niederlande, Deutschland und Portugal) seinerseits von Invasoren verdrängt: Vor allem die Arten Hemigrapsus sanguineus und H. takanoi (Asiatische Strandkrabbe) machen der Europäischen Strandkrabbe mit einer höheren Reproduktionsrate und hoher Aggressivität zu schaffen und haben die heimische Art schon jetzt nach wenigen Jahren von manchen Stränden fast vollständig vertrieben. Diesen Arten wird das Potential zugeschrieben, C. maenas möglicherweise komplett zu verdrängen.
• C. maenas ist häufig von dem Parasitenkrebs Sacculina carcini befallen
•• http://de.wikipedia.org/wiki/Sacculina
•• http://sabella.mba.ac.uk/1158/01/Notes_o...ompson.pdf
•• http://www.werc.usgs.gov/chis/Goddardetal05.pdf
•• http://discovermagazine.com/2000/aug/cover
•• http://www.sgnis.org/publicat/kurigodd.htm