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GECARCINUS LATERALIS (Halloweenkrabbe) - Ollie Mengedoht - Monday, 31. December 2007 Text: Oliver Mengedoht, Monika Rademacher Fotos: Oliver Mengedoht Wissenschaftlicher Name: Gecarcinus lateralis Deutscher Name: Halloweenkrabbe (auch: Blackback Land Crab, Red Land Crab, Bermuda Land Crab, Moon Crab) Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller),Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Grapsoidea, Familie Gecarcinidae (Landkrabben), Gattung Gecarcinus, Art Gecarcinus lateralis Herkunft/Verbreitung: Westlicher Atlantik (Bermuda, Antillen, Florida, amerikanische Ostküste von Zentralamerika bis Guyana, Westküste von Mexico bis Peru) mehr Fotos: http://www.panzerwelten.de/v/Gecarcinus/Halloween/ Aussehen: orange Panzer, Beine und Scheren, schwarzer Fleck auf dem Rückenpanzer. Es gibt auch eine weiße Variante sowie Farbänderungen bis ins grau und lila. Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale, keilförmige Bauchklappe, Weibchen eine breite und gerundete Bauchklappe und zierlichere Scheren. Männchen (l.) haben eine schmale Bauchklappe, Weibchen eine breite. Größe: bis 10 cm Carapax-Breite Alterserwartung: mindestens 10 Jahre Temperatur: tropisch (20 bis 28 Grad). Beckengröße/Besatz: Im 1 m-Becken ein Paar bis vier Exemplare (bei guter Strukturierung!) Beckeneinrichtung: Terrarium mit Sand und eventuell Terrarienhumus zum Graben, Versteck- und Klettermöglichkeiten (Wurzeln und Steine), Moos, ungiftige Pflanzen (zB kein Efeu), Laubblättern (als Versteck und Nahrung). Ein kleiner Wasserteil (mit Süß-, Brack- oder Meerwasser) ist möglich, aber nicht nötig. Eine kleine Wasserschale oder ein Brunnen zur Luftbefeuchtung reichen ebenso wie ab und zu Sprühen. Nötig ist ein Zugang zu Wasser für diese Landkrabben nicht! Sie decken ihren Wasserbedarf über feuchtes Substrat und scheuen Wasser! Futter: krabbentypische Allesfresser • Laubblätter (in der Natur wie bei vielen Krabben die Hauptnahrung; es werden vor allem Eichen- und Buchenlaub gereicht, möglich sind aber alle europäischen Laubbaumarten; Seemandelblätter) • Pflanzliches: fast alles an Gemüse und Obst, was es gibt (Erbsen, Gurke, Apfel, Zucchini, Birne, Banane, Weintraube, Tomate, Rosenkohl, Paprika) außer Petersilie und Bohnen oder anderem, was zuviel Blausäure enthält oder Kupfer; Möhre (gekocht); Kartoffel und Reis (gekocht); Kokosnussfleisch, Erdnüsse (selten wegen des hohen Fettgehalts); keine Zitrusfrüchte wegen des Säuregehalts • Trockenfutter: Welstabletten, Fisch(flocken)futter, Futtersticks, Kaninchen-, Meerschweinchen und Chinchillapellets (ohne Kupfer!), Spirulina-Tabs, Krebstabs, Gammarus • Frostfutter: Mückenlarven, Cyclops, Artemia, Muschelfleisch • Lebendfutter: Regenwürmer (am besten allerdings zerteilt, sonst graben sich die Würmer womöglich ein) • Fleischliches (seltener): Hühnerknochen mit Fleischresten (etwas abgespült, damit nicht zuviel Fett ins Becken kommt) • Fisch: tiefgefrorene Stinte u.ä., Thunfisch, Sardine, Hering etc. frisch oder aus der Dose {im eigenen Saft, nicht in Öl} • Kalkhaltiges: Sepiaschale, zerdrückte Eierschalen oder Calcium-Pulver in eigenen Futtersticks verwenden Verhalten: Nur geringe Aggression gegenüber Artgenossen, hocken oft stunden- oder tagelang still in Versteck oder Höhle, buddeln gerne (nicht bis zum Grundwasser). Nachtaktiv (bis auf Ausnahmen), außer zur Regenzeit (in der Natur). Vermehrung: Die Paarung ist saisonal und mondabhängig, die Larven werden nach rund drei Wochen ins Meer entlassen und brauchen dort mindestens 29 Tage, bis sie über mehrere Zoea- und Megalopa-Stadien zu kleinen Krabben herangewachsen sind und an Land zurückkehren. Die Toleranz beträgt 50 bis 125 Prozent Meerwasser-Salzgehalt, also grob 15 bis 40 Gramm Salz/Liter. Nachzucht ist im Labor bereits gelungen. Vergesellschaftungsmöglichkeit: keine, außer Gecarcinus ruricola und G. quadratus (ebenfalls Halloweenkrabbe genannt) Bemerkungen: • Die Art wird mitunter mit Gecarcinus ruricola verwechselt, die ebenfalls Halloweenkrabbe (Barbados Moon Crab, Black Crab, Black Land Crab, Purple Land Crab, Rot-schwarze Landkrabbe, Carribean Black Land Crab) genannt wird und ein ähnliches Verbreitungsgebiet hat. In den Haltungsbedingungen sind beide Arten so ähnlich, dass sie sogar zusammen in einem (genügend großen) Becken zu halten sein sollten. • Es sind Landkrabben, und zwar mit die terrestrischsten überhaupt. Die erwachsenen Tiere verbringen ihr gesamtes Leben an Land. Sie leben in der Natur mehrere Kilometer vom Meer entfernt und bis in Höhen von über 300 m. Sie sind soweit an das Landleben angepasst, dass sie im Wasser ertrinken und das Meer nur noch zum Entlassen der Larven am Strand aufsuchen. Dies ist Ergebnis ihrer ans Landleben angepassten, erheblich verkleinerten Kiemenflächen (nur 15 Prozent Kiemenoberfläche gegenüber aquatischen Krabben), die unter Wasser nicht mehr genügend Sauerstoff aufnehmen können (nur ein Sechstel bis ein Siebtel der Menge an der Luft). • Sie sollten nach Möglichkeit graben können, wobei man die Tiere bei artgerechter Haltung meist nur noch nachts sehen kann, nur wenige sind auch tagsüber aktiv. Die G. lateralis nutzen lieber vorgegebene Verstecke wie Höhlen oder Löcher in Steinen, während G. ruricola, die andere Halloweenkrabben-Art, lieber Höhlen baut. • Diese Art verfügt über ein Kommunikationssystem, das auch von den zu den Mittelkrebsen gehörenden Landeinsiedlerkrebsen, Coenobita sp. bekannt ist. Die Informationsinhalte Drohen, Besänftigen und Balzen werden durch regelmäßig aufeinanderfolgende Substratschallimpulse übermittelt. Erzeugt werden diese Schallimpulse durch Stridulation. Als Stridulation bezeichnet man üblicherweise eine spezielle Form der Lauterzeugung bei Insekten und Spinnen durch das Reiben zweier gegeneinander beweglicher Körperteile. • Vor und nach der Häutung ziehen sie sich für eine Zeit von bis zu mehreren Wochen in ihren Bau zurück und fressen nicht bzw. sind überhaupt sehr inaktiv. Die Hülle fressen sie in der Natur in ihrem Bau wieder auf, um den erhöhten Calciumbedarf für die Bildung des neuen Panzers zu decken. Nach der Häutung sind die Krabben wie alle anderen Krebstiere noch weich ("Butterkrebse") und brauchen ungestörte Zeit, um ihren neuen Panzer auszuhärten – damit Artgenossen sie währenddessen nicht verletzen können, müssen sie also ausreichend Versteckmöglichkeiten haben. Bei der Häutung können die Tiere – wie alle Krebstiere – verlorene oder abgeworfene Gliedmaßen erneuern. • Einzigartig: Nach der Häutung kann diese Krabbenart sich mit Darmgasen "aufblasen", um den neuen, noch weichen und etwas größeren Panzer zu stabilisieren, bis er ausgehärtet ist. Von anderen Arten ist nur bekannt, dass sie sich mit Wasser "aufpumpen". Mittels dieser Darmgase können die Tiere sich in dieser Phase sogar fortbewegen. • Die Tiere sind in ihrer Aggressivität bzw. Territorialität nicht mit Cardisoma zu vergleichen, sie sind also wesentlich eher in Gruppen zu vergesellschaften und müssen nicht zwingend einzeln gehalten werden. Allerdings sind Panzergrößen (Breite) bis neun Zentimeter belegt, mit Beinen kann ein ausgewachsenes Tier also knapp 30 cm erreichen, das sollte bei der Beckengröße beachtet werden. Je besser das Becken strukturiert ist (viele Verstecke und Buddelmöglichkeiten, mehrere Ebenenen, Moos, Laub, Wurzeln etc.), desto mehr Tiere sind möglich. Als Anhaltswert darf man wohl zwei bis vier Tiere in einem 1m-Becken rechnen, wobei es immer mehr Weibchen als Männchen sein sollten. • Wie alle Krabben kann Gecarcinus lateralis gut klettern, das Terrarium muss also gut und sicher abgedeckt sein. LINKS: • DIESER ARTENSTECKBRIEF als PDF-Datei • Atmung von Gecarcinus lateralis (engl.) • Density and population structure (engl.) • Behavior and growth of the land crab Gecarcinus lateralis (engl., 26,5 MB ? 150 Seiten-PDF!) • Morphological and physiological aspects of coloration in the land crab Gecarcinus lateralis (engl.) • Spiegel-Online: Exoskelett – Darmgas macht Krabben hart Die Tiere leben normalerweise sehr versteckt und verlassen nur nachts ihren Bau. |